März 2018
Chronologie der Revolution 1918/19:
Auslöser und Ausbreitung der Umbrüche in Hamburg und Deutschland.
1918
20.04.1918
“JANUARSTREIK”
Deutschlandweit fand ein Massenstreik der Arbeiter statt, im Rahmen dessen bessere Arbeits- und Lebensbedingungen gefordert wurden. In Hamburg schlossen sich vor allem die Werft- und Metallarbeiter dem Streik an.
20.04.1918
Carl Petersen wird in den Senat gewählt.
Petersen war 1924-29 und 1932/33 Hamburgs Erster Bürgermeister und 1930/31 Zweiter Bürgermeister.
Novemberrevolution in Hamburg 05.11.1918
05.11.1918
Versammlung in Hamburg
Erste Zeitungsberichte erscheinen über die revolutionären Vorgänge in Kiel. In Hamburg entwaffnen Matrosen im Hafen Besatzungen der Torpedoboote, besetzen den Elbtunnel und sichern das Gewerkschaftshaus.
Am Abend formuliert eine Versammlung im Gewerkschaftshaus jene Forderungen:
- Sofortige Herbeiführung des Friedens
- Rücktritt der Hohenzollern
- Sofortige weitgehendste Demokratie im Reich und in den Bundesstaaten
- Amnestie und sofortige Freilassung aller politisch Inhaftierten
- Sofortige Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für beide Geschlechter vom vollendeten 20. Lebensjahr an
06.11.1918
Der Arbeiter- und Soldatenrat übernimmt die Macht
Bürgermeister Werner von Melle und Senator Carl Petersen erklären die Bereitschaft von Senat und Bürgerschaft, sich in den Dienst der „neuen Zeit“ zu stellen. Auf dem Heiligengeistfeld findet eine Massenkundgebung statt. Das Stellvertretende Generalkommando flieht aus Altona.
06.11.1918
Die Bürgerschaft beschließt einstimmig die Errichtung des Arbeitsamtes
Die Dynamik der Revolution:
Der Funke springt über
11.11.1918
Kriegsende (Inkrafttreten des Waffenstillstands)
Die SPD-Bürgerschaftsfraktion setzt sich für umgehende Neuwahlen der Bürgerschaft ein. Daraufhin wird der spätere Hamburger Bürgermeister Max Brauer Senator der Stadt Altona.
“Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen! Es lebe das Neue; es lebe die deutsche Republik.”
(Philipp Scheidemann, Sozialdemokrat)
12.11.1918
Vollständige Machtübernahme des Arbeiter und Soldatenrates
Senat und Bürgerschaft werden für abgesetzt erklärt (letztendlich nur für 6 Tage), der Arbeiter- und Soldatenrat übernimmt vollständig die politische Macht. Die Exekutive der beiden Räte besteht aus je drei Vertretern der MSPD, USPD und der Linksradikalen sowie 18 Delegierte aus Hamburger Betrieben.
18.11.1918
Verwaltung
Senat und Bürgerschaft werden wieder in ihre Befugnisse zur „Aufrechterhaltung der hamburgischen Verwaltung“ eingesetzt, da die Kreditfähigkeit der Stadt in Gefahr geraten war.
30.11.1918
Reichswahlgesetz
Das neue Reichswahlgesetz tritt in Kraft (Frauenwahlrecht, Verhältniswahl, Herabsetzung des Wahlalters auf 20 Jahre
20.12.1918
Beginn der öffentlichen Wohnbauförderung
Die Bürgerschaft beschließt ein Gesetz zur Förderung des Baus kleiner Wohnung mit öffentlichen Mitteln.
1919
01.01.1919
Demonstration auf dem Heiligengeistfeld
Protestversammlung der MSPD, der USPD, KPD und der Hamburger Linksradikalen auf dem Heiligengeistfeld gegen die Regierung. Auf der Moorweide findet gleichzeitig eine von der SPD und den Gewerkschaften veranstaltete Massenkundgebung für Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann statt.
07.01.1919
Aufhebung des Zölibats bei Lehrerinnen
09.01.1919
Generalstreik
Die SPD und Gewerkschaften rufen zum Generalstreik am 11.1.1919 auf.
06.03.1919
Emil Maetzel wird Bauinspektor
Mit dem Architekten Emil Maetzel, zugleich Künstler und Mitbegründer der Sezession, tritt eine treibende Kraft der Kulturszene das Amt des Bauinspektors, eine Schlüsselstellung innerhalb der Bauverwaltung, an.
16.03.1919
Wahlen zur Hamburgischen Bürgerschaft
Erste gleiche, geheime, freie und allgemeine Wahlen eines Hamburger Parlaments. Ebenso erste Wahlen für Frauen auf Hamburgischer Ebene.
24.03.1919
Erste Frau im Parlament
Erste Sitzung der demokratisch gewählten Hamburgischen Bürgerschaft: Erstmals eröffnet eine Frau ein Parlament in Deutschland: Alterspräsidentin Helene Lange.
26.03.1919
Neue Verordnungen
Nach dem Erlass von 135 Verordnungen durch den Hamburger Arbeiter- und Soldatenrat überträgt dieser wieder die politische Macht an Senat und Bürgerschaft.
28.03.1919
Erster Bürgermeister
Die neu zusammengesetzte Bürgerschaft wählt den neuen Senat. Werner von Melle wird anschließend zum Ersten, Otto Stolten zum Zweiten Bürgermeister gewählt.
01.04.1919
Neues Wohnen
Spatenstich für die Steenkamp-Siedlung, die erste Kleinhaussiedlung im Altonaer Raum nach dem Ersten Weltkrieg. Der Gartenstadtgedanke leitete den Entwurf.
Walter Gropius gründet in Weimar das Bauhaus, die wichtigste Schule für Kunst, Architektur und Design im 20. Jahrhundert.
07.05.1919
Bürgerschaft beschließt Kleinhaus-Siedlung
Angesichts der großen Wohnungsnot beschließt die Bürgerschaft als Bauträger die vollständige Finanzierung einer Siedlung in Langenhorn mit 800 Kleinhäusern.
10.05.1919
Eröffnung der Universität Hamburg
30.05.1919
Eröffnung der Kunsthalle
Mit der Eröffnung des Erweiterungsbaus ist die Neuordnung der Kunsthalle im Sinne des Reformkonzepts Alfred Lichtwarks abgeschlossen und damit der modernen Kunst in Hamburg ein wichtiges Forum geboten.
01.06.1919
Gründung des HSV
Gründung des Hamburger Sportvereins (HSV) SC Germania von 1887, Hamburger FC von 1888 und SC Falke von 1906 schließen sich zusammen
23 – 24.06.1919
Hamburger Sülzeunruhen
Auslöser des Aufstands war die Vermutung, dass verfaulte Kadaver zu Sülze verarbeitet wurden. Gewalt gegen Besitzer von Fleischfabriken brach aus und auf dem Rathausmarkt wurde ein öffentlicher Pranger aufgestellt. Es kommt zu einer Belagerung des Rathauses. Am 1.7.1919 marschieren Reichswehr- und Freikorps-Truppen in die Stadt ein, um die Unruhen zu beenden, obwohl sich die Lage beruhigt hatte. Durch das rigorose Vorgehen der Truppen kam es insgesamt zu 80 Toten.
23 – 24.06.1919
Der Versailler Vertrag wird unterzeichnet.
01.08.1919
Antrag zur Umwandlung der Bücherhallen in eine öffentliche Einrichtung
Die Bücherhallen, die 1899 von der Patriotischen Gesellschaft gegründet wurden, wurden Anfang 1920 zur Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen (HÖB)
01.10.1919
Krankenkassen
Zusammenschluss der Ortskrankenkassen und weiterer Kassen zu Allgemeinen Ortskrankenkasse Hamburg (AOK)
05.12.1919
Geburt der Arbeiterwohlfahrt
Versammlung der im Wohlfahrtsbereich tätigen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, in deren Folge im Februar 1920 die Arbeiterwohlfahrt („Hamburger Ausschuss für soziale Fürsorge“) gegründet wird.