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Schüsse im Hamburger Rathaus Ein Gemälde und seine Geschichte

November 2018
Von Imme Mäder

Mitten in die Brust Gerhard Hachmanns (Erster Bürgermeister von 1900-1904) geht ein Schuss. Glücklicherweise handelt es sich lediglich um das Abbild Gerhard Hachmanns auf dem „Senatsbild“ von Hugo Vogel, das seit 1904 im Bürgermeistersaal des Hamburger Rathauses hängt.

Das Gemälde zeigt einerseits ein historisches Ereignis, nämlich den Einzug der Senatoren und Staatsräte (damals noch Syndici genannt) bei der Rathauseinweihung im Jahr 1897. Andererseits wurde es im Laufe der Zeit selbst zu einem historischen Gegenstand mit eigener Geschichte: Während der Novemberrevolution, die ab dem 5. November 1918 auch auf Hamburg übersprang, soll sich der Schuss auf das Gemälde ereignet haben. Es ist nicht der Einzige, der das Interieur im Rathaus im Laufe der Zeit in Mitleidenschaft gezogen hat: Weitere Einschusslöcher sind im Phönix- und im Kaisersaal zu finden. Die Umstände dieser beiden Schüsse sind jedoch unbekannt.

Senatsbild, Hugo Vogel, 1897 (Senatskanzlei Hamburg).

Gerhard Hachmann sieht man den „Angriff“ heute nicht mehr an. Restaurierungsarbeiten im Jahr 2012 brachten auf der Rückseite des Gemäldes eine Notiz ans Tageslicht. Dort heißt es, in den „Unruhen der Revolution“ sei das Bild durch Schüsse beschädigt und knapp zehn Jahre später vom Künstler selbst wiederhergestellt worden. Tatsächlich befindet sich in der Ledertapete hinter dem Gemälde an besagter Stelle auch ein Loch. Wer schoss und warum bleibt ungeklärt.

Auf der Rückseite des Gemäldes von Hugo Vogel befindet sich dieser Aufkleber auf dem vom Künstler selbst verfasst in einer Mischung aus Sütterlin und unserer heutigen Schrift in schwarzer Tinte geschrieben steht:

„Dies Bild wurde in den Unruhen der Revolution 1918 in den Tagen 18. bis 20. Nov. beschädigt durch Schüsse etc. – Februar 1927 von mir wiederhergestellt. Es soll in absehbarer Zeit nicht gefirnisst werden. Wenn nötig mit Mastik u. Terpentin. D. 17. Feb. 1927  – Hugo Vogel“.

Aufkleber auf der Rückseite des Gemäldes, Mischung aus Sütterlin und heutiger Schrift in schwarzer Tinte vom Künstler selbst.