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Von dem Konzept der aufgelockerten Stadt zur Großwohnsiedlung Hamburg im Wandel städtebaulicher Leitbilder

Februar 2022
Von Claudia Preiksch

Straßenansicht der neungeschossigen Wohnzeile
Max-Pechstein-Straße 10-24 in Mümmelmannsberg, 1973-1976, Foto: Erich Andres

Was macht eine Stadt zur Stadt und welche Bedürfnisse haben die Bewohner*innen? Das ist eine Frage, die sich die Verantwortlichen für Stadtentwicklung und Architektur verstärkt in der Zeit nach den Weltkriegen stellten. Die Zeiten waren geprägt von Verlust und dem Drang nach etwas Neuem. Wie sollte also Stadt- und Wohnraum gestaltet sein?

In Hamburg ist Wohnraum ein begehrtes Gut. Diese Tatsache ist heute noch genauso aktuell wie schon vor 100 Jahren. Als sich die Hansestadt zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einer modernen Weltstadt entwickelte und schließlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Millionen-Marke an Einwohner*innen knackte, sorgten reformorientierte Stadtplaner wie Fritz Schumacher mittels gewissenhafter Planungen dafür, dass die Bevölkerung angemessenen Wohnraum zur Verfügung gestellt bekam. Seitdem hat Hamburg einige städtebauliche Leitbilder umgesetzt. Das Ziel dahinter war immer, die Stadt weiterzuentwickeln und den aktuellen Bedürfnissen anzupassen. Während es in der Zeit um die Jahrhundertwende hauptsächlich darum ging, die unwürdigen Wohnbedingungen für breite Teile der Bevölkerung grundlegend zu verbessern, dadurch Krankheiten vorzubeugen und ausreichend Wohnraum zu schaffen, lag die Priorität der Stadtplanung nach den Weltkriegen vor allem auf einer effizienten Wohnraumbeschaffung. Geflüchtete, vertriebene und aus dem Krieg heimkehrende Menschen fanden vor allem nach Ende des Zweiten Weltkrieges Trümmer anstatt bezugsfertiger Wohnungen vor. Besonders in Hamburg hatten die erbarmungslosen Luftangriffe große Narben hinterlassen; ganze Viertel waren dem Erdboden gleich gemacht worden.

Luft, Licht, Sonne für alle! 

Im Zuge des Wiederaufbaus der Hansestadt orientierte man sich in der Stadtplanung an der Charta von Athen, die im Jahr 1933 auf dem vierten Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) beschlossen wurde. Unter dem Leitgedanken „Die funktionale Stadt“ berieten sich Stadtplaner und Architekten in Athen über die Umsetzungen moderner Siedlungsstrukturen. Ergebnis war das Leitbild der „Gegliederten und aufgelockerten Stadt“. Unter dem Motto „Luft, Licht, Sonne“ sollte vor allem versucht werden den Stadt- und Wohnraum zu entzerren. Als Ergebnis entstanden Quartiere, die sich dadurch auszeichneten, bei einer geringfügigen baulichen Dichte über eine relativ großflächige Ausdehnung zu verfügen. Außerdem wiesen sie viele Grünräume auf und wurden planrechtlich als reine Wohngebiete eingeordnet. Sie wurden dementsprechend monofunktional genutzt, denn eine strikte Trennung von Leben, Wohnen und Arbeiten war ein bedeutendes Merkmal der Siedlungen. Noch heute sind die Quartiere in allen Bezirken Hamburgs auszumachen – meist zwischen innerer und äußerer Stadt, etwa in Horn, Eilbek und Groß Borstel.

Alles falsch? Ein neues Leitbild entsteht 

Dieses Leitbild war jedoch verhältnismäßig kurzlebig und fiel schnell jäher Kritik zum Opfer. Initiator und Befürworter eines neuen Stadtmodells war der damals in Basel ansässige Ökonom Edgar Salin. 1960 sprach er sich auf dem unter dem Motto „Erneuerung unserer Städte“ stehenden Deutschen Städtetages in seinem Vortrag mit dem Titel Urbanität für eine „neue, echte Urbanität“ aus und äußerte damit eine grundlegende Kritik an dem bis weit in die 1950er Jahre umgesetzten Modell der „gegliederten und aufgelockerten Stadt“, die er als Rückwärtsbewegung geradezu in eine „Biedermeier-Gesellschaft“ beschrieb. Salins Vortrag auf dem Städtetag in Augsburg hatte erstaunliche Auswirkungen und führte in der Stadtplanung zu einem Paradigmenwechsel, aus dem schließlich ein neues Leitbild hervorging. Dieses stellte einen klaren Gegenentwurf zum eher großzügigen und naturnahen Vorgängermodell dar, was nicht zuletzt das dafür vergebene Schlagwort „Urbanität durch Dichte“ deutlich machte. Mit dem neuen Modell wurden die einstmaligen Umsetzungen angezweifelt. Den entstandenen Siedlungen wurde eine gewisse Anti-Urbanität vorgeworfen, die mit einer zu weitläufigen Nachbarschaft und damit einhergehender Kontaktarmut argumentiert wurde.

Lenzsiedlung, Foto: Claudia Preiksch, Datierung: 2022

Machtsymbol Architektur – Stadtplanung in der Zeit des Wirtschaftswunders 

Nicht unbedeutend für die Ausarbeitung dieses neuen Leitbildes und vor allem dessen Umsetzung war der in Deutschland zwischen den Jahren 1950 und 1970 entstandene Wohlfahrtsstaat. Die 1960er-Jahre gelten als Blütezeit des deutschen Wirtschaftswunders: Der Staat erstarkte und die finanziellen Ressourcen schienen plötzlich unerschöpflich zu sein. Dieser Reichtum sollte nun auch nach außen sichtbar gemacht werden und dafür nutzte man die Architektur und die dementsprechende Umsetzung im Stadtbild. Schließlich hatte sich in kurzer Zeit die Technik weiterentwickelt, Bauprozesse waren optimiert worden, Massenproduktion war schon lange kein Fremdwort mehr und durch die neue modulare Systembauweise konnten Gebäude schnell hochgezogen werden. Es fehlte also nur noch an der Realisierung. Man könnte es das Prinzip der Superlative nennen, wenn man die materielle Umsetzung von Salins Kritik anschaut. Das Ergebnis waren nämlich sogenannte Großwohnsiedlungen.

Mümmelmannsberg, Foto: Erich Andres, Datierung: 1967-1973

Neue Dimensionen: Die Entstehung der Hamburger Großwohnsiedlungen

Das Erscheinungsbild war ein neues, ungewohntes und an Dimensionen bis dahin unbekanntes. Ähnlich sah es mit den Lokalisierungen der Bereiche aus, in denen die innovativen Neubauten entstanden waren. Zu finden waren sie nämlich meist an den Peripherien der Städte und damit fernab der über Jahrzehnte oder Jahrhunderte gewachsenen Viertel. Entweder entstanden diese Siedlungen als gänzlich neues Quartier, wie in den Fällen Mümmelmansberg, Osdorfer Born oder Kirchdorf-Süd an den Hamburger Stadtgrenzen. Oder aber sie entstanden als Ergänzung zu einem bereits bestehenden Stadtteil, wie es im Hamburger Bezirk Wandsbek in Steilshoop zu beobachten war. Dort waren im Stadtbild bis Ende der 1960er Jahre im südlichen Teil nur Mehrfamilienhäuser in Klinkerbauweise aus den 1920/30er-Jahren zu finden. Vielmehr lässt sich durch den Namen sogar auf einen ländlichen Hintergrund schließen. Das niederdeutsche Wort „Hoop“ bedeutet so viel wie „Hof“. „Steils“ könnte der Name oder die Lage einer früheren Bauernfamilie gewesen sein. Der Name „Steilshoop“ wurde bereits im Jahr 1347 das erste Mal urkundlich erwähnt. Der Stadtteil wurde 1937 schließlich im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes offiziell eingemeindet. Seitdem gehört er offiziell zu Hamburg. Die ab Beginn des 20. Jahrhunderts in Steilshoop errichteten Kleingärten, und damit auch die ersten Bebauungen überhaupt in dem Gebiet, waren rückblickend ein wahrer Glücksfall. Viele Hamburger*innen nutzen die eigentlich nur in den Sommermonaten bewohnten, einfachen Behausungen als Notunterkünfte, um nach den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg überhaupt ein Dach über den Kopf zu haben.

Bezahlbare Superlative 

Neben der Lage dieser Großwohnsiedlungen ist es, wie bereits oben angeklungen, auch das Erscheinungsbild, das sich von innerstädtischen Quartieren sehr stark unterscheidet. Die hochgeschossigen Bauten bestehen oft aus über zehn Stockwerken und mindestens 2500 Wohneinheiten. Sie ragen aufgrund ihrer Höhe und Massivität deutlich aus dem Stadtbild hervor und kennzeichnen damit schon rein visuell die Umsetzung der Devise „Urbanität durch Dichte“. Allein in Steilshoop gibt es 20 Wohnringe mit vier- bis 13-geschossigen Wohnhäusern. Mit dem Konzept des Hochbaus konnte auf weniger Fläche sehr viel mehr Wohnraum geschaffen werden als bisher in herkömmlich bebauten Gebieten. Ein weiteres Merkmal für Großwohnsiedlungen ist der hohe Anteil an Sozialwohnungen. Mitte der 1970er-Jahre entstanden allein durch die Großwohnsiedlungen in Mümmelmannsberg, Kirchdorf-Süd und Steilshoop mehrere zehntausend Sozialwohnungen. Sie wurden daher nicht nur wegen ihres gehobenen Standards – Zentralheizung, Bad und Abstellraum gehörten im Vergleich zu durchschnittlichen Vorkriegswohnungen zur Grundausstattung – sondern auch wegen der Finanzierbarkeit begehrte Objekte für viele Menschen, da die Mieten erschwinglicher waren als die in Zentrumsnähe. In den Großwohnsiedlungen konnten somit viele Menschen in modernen Neubauwohnungen in oftmals neu erschlossenen Gebieten untergebracht werden – ein voller Erfolg.

Doch alles nur Täuschung?

 

Das jedoch anfänglich umjubelte Leitbild der verdichteten Stadt schlug schnell ins Gegenteil um. Der Plan vom Leben in einer lebendigen Nachbarschaft kam ins Wanken. Le Corbusier prägte seinerzeit den Begriff der „Wohnmaschine“ und mit der damit einhergehenden architektonischen Umsetzung schuf er auch den Vorläufer der sogenannten Plattenbauten, also der Großwohnsiedlungen. Bedient man sich dieses Begriffes, der im Übrigen schon damals durch seine inflationäre Benutzung negativ besetzt war, so stellt sich tatsächlich die Frage, inwiefern sich im Zusammenleben mit tausenden Menschen ein Gefühl von Identität und Zuhause entwickeln sollte, was vorher nicht zustande gekommen sein soll.

Möglicherweise erhofften sich die Verantwortlichen in der Stadtplanung, dass die Enge zusammenschweiße, allerdings trat eher das Gegenteil ein. Meldungen zufolge kam es zu einem erhöhten Aufkommen an kriminellen Delikten. Die erhoffte Durchmischung der Hamburger Bevölkerung blieb spätestens dann ein Wunsch, als der Bund ab dem Jahr 1981 den Ländern frei stellte, eine sogenannte „Fehlbelegungsabgabe“ von Mieter*innen zu verlangen, die sie dazu verpflichtete einen Beitrag zu entrichten, wenn sich die finanzielle Situation so weit verbessert hatte, dass eigentlich kein Anspruch mehr auf eine Sozialwohnung bestand. Das erschien verständlicherweise wenig attraktiv, wenn für einen vergleichbaren Mietpreis eine Wohnung in begehrter Innenstadtlage ergattert werden konnte. In dem Zusammenhang sei nicht zu vergessen, dass Siedlungen wie Mümmelmannsberg und Steilshoop damals – Steilshoop bis heute – nicht an den Schienenverkehr des ÖPNV angeschlossen waren. Eine Marginalisierung, die unbestritten derart Mega-Siedlungen anhängt, war also schon allein lokal begründet. Hamburg setzte diese Abgabe schließlich im Juli 2002 nach kurzer Wirkungsdauer wieder ab. Übrig blieben kaum durchmischte Quartiere, was sicherlich nicht nur an der Fehlbelegungsabgabe, sondern an verschiedenen gesellschaftlichen und städtebaulichen Faktoren lag. Es ist fraglich, ob Edgar Salin 1960 mit seinem Aufruf nach mehr Urbanität bezweckte, Siedlungen am Rande der Städte, und schließlich – in vielen Köpfen so verfestigt – am Rande der Gesellschaft, zu erbauen.

Vergleiche von Stadtbildern. Gibt es das überhaupt: besser oder schlechter?

Das, was damals bemängelt wurde, wie die Monofunktionalität aus der Zeit des Leitbildes der „gegliederten und aufgelockerten Stadt“, setzte sich auch in den Mega-Siedlungen fort: Wenig Raum für Geschäfte, damit verbunden kaum Jobs und eine überschaubare Anzahl an kulturellen und medizinischen Angeboten spiegeln nicht gerade das Bild eines nutzungsdurchmischten Stadtteils wider. Die Intention war, eine Gesundung der Städte zu erreichen, und zwar durch Zusammenkommen, Interaktion und Vernetzung derer, die sie bewohnten. Das Fehlen dieser Komponenten, kurz der Urbanität, wurde nicht nur von Salin jäh kritisiert, sondern beispielsweise auch von der kanadischen Aktivistin Jane Jacobs, die ein ähnliches Problem in den USA beobachtete, und dem deutschen Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich. Jedoch, und das sei hervorgehoben, ging es diesen Personen weder darum per se das Leitbild der Vorkriegsmoderne oder das der Nachkriegsmoderne zu verurteilen. Vielmehr besprechen sie Elemente einer Stadt – eine Durchmischung an Personengruppen, Architektur- und Nutzungsformen – die eine Stadt zur Stadt machen. Das Allheilmittel ist demnach weder in weitläufigen Grünflächen, Einfamilienhäusern oder Geschosswohnungen zu finden. Noch ist also das eine besser, weil es vermeintlich mehr Freiraum bietet, noch das andere schlechter, weil es am Rande der Stadt liegt. Die Qualität des Städtischen ist möglicherweise eher in Atmosphären und Heterogenität zu verorten, die von den Bewohner*innen ausgeht.

“Um eine reiche Mannigfaltigkeit in den Straßen und Bezirken einer Großstadt zu erzeugen, sind vier Voraussetzungen unerläßlich:

1. Der Bezirk als Ganzes (und so viel seiner inneren Teile wie möglich) muß mehr als einer primären Funktion dienen, möglichst mehr als zweien. Diese müssen die Gegenwart von Menschen sichern, welche sich nach verschiedenen Tagesplänen und zu verschiedenen Zwecken auf den Straßen bewegen, aber gemeinsam viele Dienste in Anspruch nehmen.

2. Die meisten Baublocks müssen kurz sein, das heißt, es muß zahlreiche Gelegenheiten für Lang- und Querverkehr geben.

3. Der Bezirk muß Gebäude mischen, deren Alter und Zustand verschieden ist; auch alte Gebäude müssen in vernünftigem Verhältnis darunter sein, damit alle Gebäude zusammen hinsichtlich der wirtschaftlichen Rente, die sie einzubringen haben, variieren. Diese Mischung muß ziemlich feinkörnig sein.

4. In einem Bezirk müssen genügend Menschen konzentriert sein, ganz gleich, aus welchem Anlaß sich diese Menschen dort aufhalten; das schließt dichte Konzentration der Bewohner ein.”

Jane, Jacobs “Tod und Leben großer amerikanischer Städte”, 1961

“[…] aber machen nicht unsere Städte, so wie sie wiedererstanden sind, wenn man nicht in ihnen zwischen Büro, Selbstbedienungsladen, Friseur und Wohnung funktioniert, sondern wenn man sie betrachtet, als spaziere man in der Fremde umher und sehe sie zum ersten Mal – machen sie dann nicht depressiv? Kann man in ihnen, die keine von Bäume bestandenen Boulevards mehr haben, keine Bänke, die sich zum Ausruhen im faszinierenden Kaleidoskop der Stadt anbieten – kann man in ihnen mit Lust verweilen, zu Hause sein?”

Alexander Mitscherlich “Die Unwirtlichkeit unserer Städte”, 1965


Städtebauliche Leitbilder als Produkte ihrer Zeit 

Die Umsetzungen verschiedener Leitbilder spiegeln letztendlich die Materialisierungen wider, die aus den jeweiligen Zeiten hervorgehen. Sie wurden von Ideen und sozialen Prozessen geformt und benötigen immer die Berücksichtigung eines geschichtlichen Bezuges. Betrachtet man das Thema „Großwohnsiedlung“ ausschließlich in Bezug auf Hamburg, wird deutlich wie dermaßen komplex und ambivalent es ist. Es gibt in der Hansestadt viele dieser Quartiere, die sich rein formell als Großwohnsiedlung bezeichnen lassen. Schlussendlich sind es aber verschiedene Stadträume mit individuellen Eigenschaften: In vielen von ihnen gibt es Stadtteilinitiativen, die sich für die Bewohner*innen stark machen, in manchen kommt es mehr zum Verfall der Häuser als in anderen, sie befinden sich in peripherer Lage oder direkt in der Stadtmitte wie beispielsweise die Lenzsiedlung im Bezirk Eimsbüttel. Ausschlaggebend ist auch, ob sich die Gebäude in privater oder öffentlicher Hand befinden und es Förderungen gibt. Es gäbe noch viele Details aufzuzählen, die gleichzeitig auch verdeutlichen wie divers und spannend Hamburgs (Großwohn-)Siedlungen sind. Unstrittig ist sicher, dass Großwohnsiedlungen tendenziell eher einen negativen Ruf haben, der aber nicht allgemeingültig auf alle Quartiere adaptiert werden kann.


Die Grindelhochhäuser entstehen bereits 10 bis 20 Jahre vor den klassischen Großwohnsiedlungen 

Mitten in Hamburg wurden bereits vor den 1960/70er-Jahren Hochhäuser gebaut: die Grindelhochhäuser. Sie entstanden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen 1946 und 1956 auf der Fläche des zu großen Teils zerstörten Grindelviertels. Ursprünglich plante die englische Besatzungsmacht in diesem Bereich ihr Hauptquartier zu errichten. Allerdings kam der Bau schnell zum Erliegen, als die westlichen Besatzungstruppen festlegten ihre Zentrale doch in Frankfurt aufzubauen. 1948 entschied sich der Hamburger Senat schließlich dazu, die Bauruinen zu neuem Leben zu erwecken und auf den bereits gesetzten Fundamenten weiterzubauen. Es entstanden bis ins Jahr 1956 zwölf Häuser mit bis zu 15 Geschossen. Etwa 5400 Menschen zogen in 2122 Wohnungen mit bis dato unbekanntem Luxus ein. Küche, Bad, Fahrstuhl, Waschküche und Müllschlucker gehörten zur Grundausstattung und waren für die damaligen Verhältnisse eine wahre Besonderheit. Nicht nur die Innenausstattung war außergewöhnlich. Die gesamte Architektur zeugte von einer Modernität, die sich progressiv gegen das Alte auflehnte und damit vehement mit den architektonischen Vorstellungen aus der Zeit des Nationalsozialismus brach.

Quellen:

Edgar Salin: Erneuerung unserer Städte : Vorträge, Aussprachen und Ergebnisse der 11. Hauptversammlung des Deutschen Städtetages, Augsburg, 1. – 3. Juni 1960.

Jacobs, Jane: Tod und Leben großer amerikanischer Städte, Berlin, München, Boston: Birkhäuser, 2014.

Mitscherlich, Alexander: Die Unwirtlichkeit unserer Städte, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1965.