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Unter Dampf Schutendampfsauger IV

Februar 2019

Saubere Sache: Sogenannte Schutensauger sind Bagger­geräte des Strom- und Hafenbaus zum Abtransport von Baggergut. Sie saugen die Bodenmasse mit Hilfe einer Kreiselpumpe aus den Schuten und befördern es durch eine bis zu 2 km lange Rohrleitung auf extra angelegte Spülfelder. Der Sauger IV, eines der schwimmenden Objekt im Deutschen Hafenmuseum, zeigt das Leben und Arbeiten an Bord.

Aufgabe der Schutendampfsauger 

Der Sauger IV ist ein antriebsloses Pumpgerät zum Abtransport von Baggergut. Der Sauger wird an einer Übernahmestelle am Rande des Fahrwassers fest verankert. Vom Sauger geht dann eine Rohrleitung, oft kilometerlang, an und über Land zu den Spülfeldern, auf die das Baggergut-Wassergemisch gepumpt wird. Die Baggerschuten mit ihrer Sand-/Wasserladung vom Bagger kommen einzeln längsseits an den Sauger. Mit einem Rüsselrohr wird über eine große Kreiselpumpe das Baggergut abgepumpt, abgesetztes Material wird durch Spülwasser aufgewirbelt. Über Elektro- bzw. Dampf-winden wird dabei die Schute hin- und herbewegt. Ein Schutensauger ist ein wichtiges Hilfsmittel, um große Bodenmassen ökonomisch zu bewegen.

Es handelt sich bei Sauger IV um eine große Kreiselförderpumpe (Kreiseldurchmesser 1,85 rn), angetrieben von einer Dreifach-Expansions-Dampfmaschine mit 720 PS. Weiter gibt es eine Zweizylinder-Dampfmaschine mit 180 PS, die die Zusatzwasser­pumpe betreibt. Beide Dampfmaschinen wurden ursprünglich von einem mit Kohle befeuerten Flammrohrkessel versorgt. Seit 1967/68 von einem Wasserrohrkessel mit Ölfeuerung und einem max. zulässigen Betriebsdruck von 18 bar, der über einen Druckminderer auf 13,5 bar reduziert wird (Betriebsdruck der Maschinen).

Technische Daten

BAUJAHR 1909
HERSTELLER Lübecker Maschinenbau AG
LÄNGE 33,30 m
BREITE 8,00 m
TIEFGANG 2,20 m
FREIBORD 1,40 m
VERDRÄNGUNG 480 m3

Arbeiten und Wohnen im Schichtbetrieb 

Im Ponton des Saugers befinden sich Wohneinrichtungen für 13 Personen, Kombüse, zwei Waschräumen und Toiletten. Der Sauger wurde von Strom- und Hafenbau (heute HPA) im Zwei-Schicht-Betrieb mit jeweils 7 Mann gefahren (Schiffsführer, 2 Maschinisten, 3 Matrosen und 1 Heizer). Die erste Schicht mit 7 Mann Besatzung arbeitete von 06:00 Uhr bis 14:00 Uhr, die zweite, ebenso starke, von 14:00 Uhr bis 22:00 Uhr. Das Personal der zweiten Schicht schlief dann an Bord, um am nächsten Tag die Frühschicht zu bilden. Abgelöst wurde täglich um 14:00 Uhr. Der Wochenenddienst erfolgte durch einen Heizer und einen Matrosen.


Sauger IV an der Pontonanlage im Deutschen Hafenmuseum, Foto: SHMH/Sinje Hasheider
Grundriss des SAUGER IV. Das Objekt wurde inkl.Ausstattung und einem großen Teil des Inventars übernoommen, zudem Akten, Tagebücher, ca. 100 Zeichnungen, Gießereimodelle und Ersatzteile.

Geschichte des Saugers 

Die Hamburger Deputation für Hafen und Technik gab 1903 – 1908 sechs Sauger bei verschiedenen deutschen Unternehmen in Auftrag. Der Sauger IV (ex ‘Sauger VI’ – ex ‘Dradenau’) wurde ursprünglich als Sauger VI im Jahre 1907 bei LMG in Lübeck bestellt und 1909 abgeliefert. Er war konzipiert für den Einsatz östlich der Elbbrücken und wurde zuerst eingesetzt im Gebiet Moorfleet / Billbrook (Flächen für die HEW, Industriekanal und Tiedekanal).

Während des 1. Weltkrieges war sein Einsatzgebiet in Schulau und Oortkaten. Zwischen 1921 und 1924 war der Sauger in Holland eingesetzt, bis 1929 arbeitete er dann wieder in Moorfleet. Als weitere Station lag er dann im Griesenwerder Hafen / Distelkai, in Moorburg – Einlage und Kreetsand.

1939/41 spülte er das Essogelände in Harburg auf. Die restlichen Kriegsjahre war er eingesetzt im Griesenwerder Hafen, Rethe, Finkenwerder und Walthershof. 1939 wurde der Sauger VI auf den Namen ‘Dradenau’ umbenannt, 1941 erhielt er die Bezeichnung ‘SAUGER IV’. Nach einem leichten Kriegsschaden wurde er schließlich in Bunthaus gewissermaßen versteckt. Einsatz ab 1948 war die Hohe Schaar, ab 1949 wieder Arbeiten am Griesenwerder Hafen. 1952 sank Sauger IV aus unerklärlichen Gründen, vermutlich durch offenstehende Bullaugen.

1967/68 erfolgte die Umstellung von Kohle- auf Ölfeuerung sowie weitere umfang­reiche Umbau- und Modernisierungsarbeiten auf der Pahl-Werft in Finkenwerder. Zwischen 1970 und 1976 gab es verschiedene Einzelaufträge, z. B. Falkensteiner Ufer und Aufspülung der Flächen für MBB. 1977 wurde der Sauger zum Grundsauger provisorisch umgebaut und zum Absaugen des Werfthafens Harburg eingesetzt. 1978 bis 1982 erfolgten Einsätze für die Spülfelder Moorburg-Ost, und 1983/84 Spülarbeiten am Rosskanal.

Im Dezember 1989 wurde der Sauger IV stillgelegt.


Die orangefarbenen Wurfleinen erinnern an die “Affenfaust”

Die „Affenfaust“ 

Die Affenfaust ist ein Knoten, der zum Beschweren des Endes einer Wurfleine zur Sicherung beim Klettern oder als Zierknoten dient. Früher wurde die Affenfaust in der Schifffahrt oft verwendet von den Festmachern. Bei der Handelsschifffahrt ist dieser Knoten auch als Schmeißleinenknoten bekannt. Da sie im Kern mit einer Holz-, Kunststoff- oder Stahlkugel beschwert ist, kann sie schnell zur Schlagwaffe werden. Inzwischen ist das Verwenden der Affenfaust verboten, da es durch die Festigkeit immer wieder zu Unfällen kam. In US-amerikanischen Häfen wurde dieser Knoten oftmals vom Festmacher aufgeschnitten, um festzustellen, ob er nicht verbotenerweise Metall enthielt.

Vorführungen und Besichtigung 

1996 hat das Deutsche Hafenmuseum den ausgemusterten Schutensauger als Museumsobjekt übernommen. Seitdem wird er von einer ehrenamtlichen Mannschaft liebevoll gepflegt. Einmal im Monat bekommen SAUGER IV und der Schwimm-Dampfkran SAATSEE ordentlich “Druck auf den Kessel”, wenn die  Dampfanlagen in Betrieb genommen werden. Die  traditionelle Technik wird so weiterhin gepflegt und gerät nicht in Vergessenheit. Für Museumsbesucher ist es ein einmaliges und beeindruckendes Erlebnis mitzuerleben, wie die Dampfmaschinen in Betrieb funktionieren.

Zu besichtigen sind auch die Unterkünfte, die dreizehn Personen Platz boten, die Kombüse, zwei Wachräume und Toiletten.

Zum Ende der Saison heißt es regelmäßig “Dampf aus”: Noch einmal werden die schwimmenden Objekte vorgeführt, bevor das Hafenmuseum “fofftein” macht und sich in die Winterpause verabschiedet.