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Ernst Eitner Monet des Nordens

September 2018

Der Maler Ernst Eitner (1867-1955) zählte zu den Gründungsmitgliedern des Hamburgischen Künstlerclubs von 1897 und gilt bis heute als experimentierfreudigstes Mitglied dieser Vereinigung. Zunächst vom Publikum seiner Zeit missachtet, wurde er später als „Monet des Nordens“ gerühmt. Die Schau beleuchtet Eitners Persönlichkeit ergänzend zur Ausstellung der HASPA, die den Künstler 2017 ebenfalls mit einer Ausstellung und der Herausgabe des Werkverzeichnisses würdigt.

Ernst Eitner

Der 1867 geborene Ernst Eitner besuchte nach seiner Lithographenlehre die Gewerbeschule in Hamburg. 1886 begann er das Studium an der Akademie in Karlsruhe bei Gustav Schönleber, mit Unterbrechungen durch Malaufenthalte u.a. in Gothmund, Israelsdorf bei Lübeck und Maasholm an der Schlei. Auch bei seinen Reisen nach Italien, Kopenhagen, Belgien oder Paris wandte er die Techniken des Impressionismus für sich an und setzte sich mit fortschrittlichen Motiven auseinander.

Verbindungen zum renommierten Gründer der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark und Mitgliedschaften im „Hamburgischen Künstlerclub“ und in der „Vereinigung nordwestdeutscher Künstler“ bescherten ihm frühen Ruhm in fortschrittlichen Künstlerkreisen.
Zum Zeitpunkt seines Todes 1955 konnte er auf zahlreiche Künstlerreisen, Ausstellungen und Ehrungen durch die Stadt Hamburg zurückblicken.

Ernst Eitner, Selbstporträt, um 1905, Nachlass Eitner. Foto: SHMH, Elke Schneider
“Meine Herren, malen Sie hamburgische Landschaft!” – Alfred Lichtwark an die Künstler des Hamburgischen Künstlerclubs

Selbstportraits

Erste Selbstporträts malte Ernst Eitner bereits während seines Stipendiums in Karlsruhe 1887 und von da an immer wieder bis ins hohe Alter. Sie entsprechen der damals gängigen Porträtmalerei, die die eigene Person im Kontext des privaten Umfelds zeigte, boten jedoch auch die Möglichkeit, neue Sichtweisen sowie mehr Routine bei der Anwendung der eigenen Maltechnik zu entwickeln. Anhand der Selbstporträts lässt sich die Stilentwicklung Eitners im Laufe der Zeit nachvollziehen.

Ernst Eitner und der Impressionismus in Hamburg

1897 gründeten Eitner und seine Künstlerfreunde Julius von Ehren, Arthur Illies, Paul Kayser, Friedrich Schaper, Arthur Siebelist, Julius Wohlers und der ältere Liebermann-Freund Thomas Herbst den „Hamburgischen Künstlerclub“, um sich mit Ausstellungen in der Galerie Commeter selbst zu vermarkten. Mit ihrer an den französischen Impressionisten um Monet orientierten Lichtmalerei provozierten die von dem Kunsthallendirektor Alfred Lichtwark geförderten „jungen Hamburger“ zunächst die konservativen Hanseaten zu Protest-Aktionen gegen die neue Richtung, die in Paris schon 20 Jahre etabliert war.

“Was er zeichnet, enthält – sehr zum Unterschied von allen anderen – etwas, das mir imponiert; er scheint sich auch mehr für die Lösung der Lichtfragen zu interessieren als für den Akt an sich.”

Der Künstler Arthur Illies 1888/89 über Ernst Eitner


EXKURS: MONET ALS INSPIRATION

Die unverfälschte Wiedergabe der Natur, Atmosphäre und Unmittelbarkeit standen im Vordergrund. Es wurde auf Struktur, Linien und Lokalfarben verzichtet. Die momentane Stimmung wurde überwiegend in der Freilichtmalerei mit leuchtenden Farben in all ihren Abstufungen vor allem unter dem Einfluss des Sonnenlichts eingefangen. Der Malduktus zeichnete sich durch getupfte Pinselstriche aus. Dadurch entstand eine neue Art des Naturalismus.

Auslöser für diese Stilrichtung war ein Seestück von Claude Monet aus dem Jahre 1872 mit dem Titel „Impression – soleil levant“ („Eindruck – Sonnenaufgang“), das fortan als Namensgeber für den Impressionismus galt. Der Stil war eine Reaktion auf die Kunstakademien mit ihrer zumeist dunklen und unnatürlich beleuchteten Ateliermalerei sowie inhaltlich überbetonten Genre- und Historienmalerei. Die neue Malweise wurde zunächst nicht verstanden und verunglimpft.


Ernst Eitner, Das Café Felber am Steindamm, 1897

„Schmieralien“, „Farborgien“ und „Spinat mit Ei“ waren noch die harmlosesten Beschimpfungen für die hellfarbigen bunten und nicht mehr traditionell tonigen Bilder mit Motiven von Elbe, Hafen und Alstertal sowie Interieurs. Ernst Eitner war der Kopf der Künstlergruppe, die das zur Kaiserzeit gemächlich dahinsegelnde Hamburger Kulturleben gehörig durcheinander wirbelte und die traditionelle Hamburger Malerei revolutionierte.

Das Café Felber am Steindamm war der Treffpunkt der fortschrittlichen Hamburger Künstler um Eitner. Hier wurde aus Protest gegen die Anfeindungen von Seiten des bürgerlichen Kunstvereins gegen die Hamburger Impressionisten der „Hamburgische Künstlerclub von 1897“ gegründet.

“Wäre ich Maler und hätte dann auch noch das Glück, Hamburger zu sein, keine Macht der Welt brächte mich über die Grenzen des einzigen Gebietes in Deutschland, das einen im edelsten Sinn malerischen Charakter hat.” – Brief an Eitner von Alfred Lichtwark, 1891

Hamburg in der Malerei von Ernst Eitner

Ernst Eitner, Dampfbagger beim U-Bahnbau, 1915

Ab 1913 wandte sich Ernst Eitner auch dem U-Bahn-Bau, Ziegeleigruben, Fabriken, der Sanierung der Altstadt und anderen Großstadtthemen zu und erweiterte damit das Oevre des Hamburger Impressionismus.

Der Hamburger Kunsthallendirektor Alfred Lichtwark forderte seine jungen Künstler zum Malen von hamburgischer Landschaft und zu mehr Farbigkeit auf. Nach einer Exkursion zur Künstlerkolonie Worpswede, von der sie enttäuscht von den düsteren Bauern-Bildern zurückkehrten, zeigten ihre eigenen Paletten jetzt eine große Farbenvielfalt. Arthur Siebelist wagte sich nun an Außenalster-Bilder mit weißen Segeln, Eitner malte den Hafen und die Binnenalster im gelben Abendlicht und Paul Kayser interessierte sich für Schiffsszenen aus dem Hamburger Hafen.

Norddeutschland in der Malerei von Ernst Eitner

Während sich die anderen Künstlerclub-Maler für Malstudien und ländliche Motive auf die Elbinsel Finkenwerder oder ins Alte Land zurückzogen, suchte Eitner diese Motive lieber an der Ostsee, an der Schlei und in der Lübecker Bucht. Auf Sylt faszinierten ihn das Lichtspiel der Wolken über Dünen und Meer.

“Dann begann ganz geheimnisvoll, ein frühlingshaftes Blühen auf den hellfarbigen, ja aufreizend grün, gelb und blauen Leinwänden der jungen Leute…”

Friedrich Ahlers-Hestermann über die Exkursionen des Hamburgischen Künstlerclubs


Ernst Eitner, Schilffeld an der Trave, 1893

Eitners bedeutendste Arbeit 
von 1893, ein „Schilffeld an der Trave“, wurde 1894 im „Salon des Indépendants“ in Paris ausgezeichnet.


Familie und Interieur

Das Bild zeigt eine Szene im Garten der Familie Eitner im Wohnhaus in Billwerder. Während seine Frau Toni Eitner und ihre Schwester Selma Boccia spielen, sitzen der erblindete Vater Ernst Eitners und dessen Frau, die ihm vorliest, auf der Bank.

Ernst Eitner, Bocciaspiel, 1897

Werkverzeichnis Ernst Eitner

Die Präsentation und Erarbeitung des digitalen Werkverzeichnisses wurde durch die Hamburger Sparkasse initiiertund finanziert. „Kunst aus Hamburg für Hamburg“ ist der Leitfaden, der die Sammlung Hamburger Sparkasse durchzieht. Die Sammlung beginnt mit Bildern des Hamburgischen Künstlerclubs von 1897, zu dem auch Ernst Eitner gehörte. Ein weiterer Schwerpunkt sind Werke der Avantgardekünstler der 1920er Jahre, die Mitglieder der Hamburgischen Sezession waren. Seit 1955 verleiht der Hamburger Senat jährlich den Edwin-Scharff-Preis an Künstler, die in der Stadt arbeiten, Zeichen setzen und Spuren hinterlassen. Ihre Werke spinnen diesen Sammlungs-Faden fort bis in die Gegenwart.

Ernst Eitner gehört zu den Künstlern der ersten Stunde in der Sammlung Hamburger Sparkasse. Seinem Oeuvre eine Plattform zu bieten, ist der Haspa daher ein besonderes Anliegen. So entsteht vor den Augen aller Liebhaber des norddeutschen Impressionismus eine Übersicht über das reiche, vielseitige und umfassende Schaffen von Ernst Eitner.

Zur ausführlichne Datenbank mit näheren Informationen zu den einzelnen Bildern aus dem Werkverzeichnis Ernst Eitners gelangen Sie hier.