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The King of easy listening Die Bert Kaempfert-Story

Aus seiner Feder stammen fast 400 Kompositionen und über 750 Arrangements. Bis zum Jahr 1980 verkaufte er mehr als 150 Millionen Schallplatten und 1993 wurde er in die internationale „Songwriters‘ Hall Of Fame“ aufgenommen. Mit „Wonderland By Night“ landete er als erster Deutscher einen Nummer-Eins-Hit in den USA und sein größter Erfolg als Komponist, „Strangers In The Night“, wurde über 5 Millionen Mal im Radio gespielt. Die Karriere des kleinen Barmbeker Jung begann mit einem Taxiunfall.

von Matthias Seeberg

Bert Kaempfert mit Taktstock im Tonstudio Hamburg-Rahlstedt

Als Barmbeker Jung am 16. Oktober 1923 in die Wirren der Inflation hineingeboren, hatte Berthold Heinrich Kämpfert, den die Freunde des typischen Orchester-Sounds als Bert Kaempfert verehren, seinen künstlerischen Lebensweg vor allem der musischen Ader seiner Mutter und einem tragischen Zufall zu verdanken. Die Entschädigung des Taxifahrers, der den Sechsjährigen angefahren hatte, investierte die Mutter kurzerhand in ein Klavier und ersetzte so den typischen Kindertraum von einer Zukunft auf See durch den eines erfolgreichen Musikers. Sein schon früh erkennbares Talent bescherte Bert Kaempfert den Besuch der Musikschule „Hamburger Stadtpfeife“ und mit gerade einmal 16 Jahren wurde er vom damals deutschlandweit populären Hans-Busch-Orchester entdeckt und engagiert. Dort erhielt er als jüngstes Bandmitglied den Spitznamen Fips und spielte Saxophon, Klarinette, Akkordeon und Klavier.

Den Zweiten Weltkrieg überstand der umtriebige Multiinstrumentalist im Musikkorps der Marine und in der dänischen Kriegsgefangenschaft gründete er seine erste eigene Bigband. Nach seiner Entlassung tingelte er mit dieser Band durch die amerikanischen Offiziersclubs in Norddeutschland, in denen die vom Jazz inspirierten Musiker auch die ausländischen Schlager nachspielten, die sie aus dem Radioprogramm des britischen Soldatensenders Brtitish Forces Network kannten, der im Juli 1945 in der Hamburger Musikhalle seinen Betrieb aufgenommen hatte.

Der Durchbruch 

Die ersten größeren Erfolge stellten sich in den 1950er Jahren ein, als Kaempfert als Arrangeur und Produzent unter anderem für die langsam durchstartenden Schlagerstars Freddy Quinn und Ivo Robic tätig war. Für deren Hits „Die Gitarre und das Meer“ und „Morgen“ erhielt auch er seine ersten beiden Goldenen Schallplatten.

Der internationale Durchbruch gelang ihm dann 1960 mit „Wonderland By Night“: Als erster deutscher Bandleader bekam Bert Kaempfert einen Goldene Schallplatte in den USA und sein Orchester wurde von der Zeitschrift „Cash Box“ zur „Band of the Future“ gekürt.

Ohnehin verlagerte sich sein Wirkungskreis mehr und mehr auf den amerikanischen Markt, wo seine Kompositionen – im Gegensatz zum eher konservativ agierenden Musikgeschäft in Deutschland – durch Interpreten wie Sammy Davis jr., Dean Martin und Nat „King“ Cole ein Millionenpublikum begeisterten. Den Höhepunkt seines Erfolgs und den endgültigen Grundstein für seinen Weltruhm bildete 1966 die Komposition von „Strangers In The Night“, die als ursprüngliches Hauptthema aus dem Film „A Man Could Get Killed“ keinem Geringerem als Frank Sinatra zu einem fulminanten Comeback verhalf.

1966 bei der Verleihung des „Golden Globe“ für den besten Filmsong des Jahres: „Strangers In The Night“
Bert Kaempferts erster großer Erfolg in den USA: 1961 hatte „Wonderland by Night“ Platz 1 der Charts erreicht, den der Titel drei Wochen lang verteidigte

“Spanish Eyes” 

1965 in seinem Wochenendhaus am Brahmsee mit dem Titel “Mond über Neapel” geschrieben, erlangte Kaempferts Komposition in den folgenden Jahren Weltruhm. Ursprünglich hatte er den Titel für Freddy Quinn geschrieben, der jedoch bei einem konkurrierenden Label unter Vertrag stand. Die Plattenbosse machten aus dem neapolitanischen Mond spanische Augen, fanden mit Al Martino einen begnadeten Sänger – und fertig war “Spanish Eyes”, das zu den 100 erfolgreichsten Hits des 20. Jahrhunderts werden sollte und weltweit über 5 Millionen mal im Radio gespielt wurde. Im Laufe der Zeit versuchten sich außerdem Sängergrößen wie Elvis Presley, Julio Iglesias, Faith no more oder Engelbert Humperndinck  mit eigenen Versionen an dem Hit.


Urkunde zum BMI-Award für 5 Millionen Rundfunk- und TV-Einsätze von „Spanish Eyes“

Letzte Ruhestätte in den Everglades 

Viel zu jung und völlig unerwartet starb Bert Kaempfert am 21. Juni 1980 im Alter von nur 56 Jahren. Seinem Wunsch gemäß fand er in seinem Anglerparadies in den Everglades in Florida seine letzte Ruhestätte.

Seit 2012 widmet sich die Bert-Kaempfert-Stiftung, von seiner Tochter Doris gegründet, der Förderung von talentierten jungen Komponisten, Arrangeuren und Interpreten. Eine weitere Aktivität der Stiftung ist die Organisation des alljährlichen Hofsommerfestes auf dem nach Bert Kaempfert benannten Platz vor dem Museum der Arbeit in Barmbek. Zahlreiche Stände laden zu Aktionen für die ganze Familie ein. Nach der abendlichen Verleihung des Förderpreises der Stiftung darf dann zu den jazzigen Rhythmen der Nachwuchs-Bigband “Early Birds” fröhlich geswingt werden.

Der Bert Kaempfert-Platz vor dem Museum der Arbeit ist Austragungsort des jährlichen Hoffestes “Barmbek schwingt”