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Der Nachlass Christian Warlich

Christian Warlich (l.) und Karl Oergel (r.), 1930er Jahre, Fotograf: unbekannt, SHMH

Postdoc-Forschungsprojekt „Der Nachlass des Hamburger Tätowierers Christian Warlich (1891–1964)“

Ab Dezember 2015 erforschte Ole Wittmann in Kooperation mit dem Museum für Hamburgische Geschichte den Nachlass des Tätowierers Christian Warlich. Die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur ermöglichte dieses Projekt.

Im Bestand des Museums für Hamburgische Geschichte befindet sich der Löwenanteil des Nachlasses von Warlich, der als einer der bedeutendsten Tätowierer des 20. Jahrhunderts gilt und als ‚König der Tätowierer‘ international bekannt wurde. Dieses Konvolut bildet die Grundlage für das Vorhaben. Der Nachlass wurde bisher weder umfassend untersucht noch der Öffentlichkeit oder Fachwelt zugänglich gemacht. Im Bestand befinden sich Vorlagenbücher, Zeichnungen, Tätowiergeräte, Fotografien, Korrespondenzen und Hautpräparate, bei denen es sich um von Warlich entfernte Tätowierungen handelt. Berücksichtigt werden nicht nur Objekte aus dem Museum für Hamburgische Geschichte, auch externe Sammlungen werden in das Projekt einbezogen. Da der Bestand bis dahin nicht wissenschaftlich aufgearbeitet wurde und ein großes kulturwissenschaftliches Interesse an seinem Œuvre besteht, bedarf es einer Erfassung, Katalogisierung und Erforschung des Materials.
Der Rahmen des Projektes lässt Bezüge vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart zu, zumal Warlich bis heute als Inspiration für Tätowierer weltweit dient. Neben einer Kontextualisierung innerhalb der Hamburger Tattoo-Geschichte lassen sich Parallelen zur US-amerikanischen, englischen und ostasiatischen Tätowierung ziehen. Warlich war um einen regen internationalen Austausch bemüht und ließ sich von der Formensprache beispielsweise asiatischer Tätowierungen und von amerikanischen Motiven inspirieren. Er fiel nicht nur durch seinen Anspruch auf die Tätowierung zu professionalisieren, auch profilierte er sich durch handwerkliches Können und einen gewissen künstlerischen Anspruch. Im Gegensatz zu anderen Hamburger Tätowierern seiner Zeit strebte er nach einer Erweiterung des Bildrepertoires. Zu diesem Zweck entwickelte er neue Motive und nutzte Vorlagen aus dem Bereich der Populärkultur ebenso wie aus der bildenden Kunst.

Förderer

Hamburger Stiftung zur Förderung von
Wissenschaft und Kultur

Christian Warlich – der “König der Tätowierer”

Tätowieren als kulturelle Praxis – ein interdisziplinäres Thema

Neben der Erschließung von Objekten, deren Ausstellung und Nutzbarmachung bestand die Aufgabe des Projektes darin, weitere Bestände aus privaten Sammlungen sowie Träger von Warlich-Tätowierungen ausfindig zu machen. Ferner sollten Recherchen neue Einblicke in Warlichs Biografie geben. Auch stellte sich die Frage, wie der internationale Austausch zwischen ihm und anderen Tätowierern statt fand und welche Inhalte er hatte. Des Weiteren sollte geklärt werden, welchen Bedingungen die Tätowierpraxis im Nationalsozialismus unterlag.

In dem Projekt werden methodische wie theoretische Ansätze der Geschichts-, Kultur- und Kunstwissenschaft miteinander verknüpft. Im Sommersemester 2016 erfolgte eine Kooperation mit der Universität Hamburg, ein Seminar hat sich den Fragen rund um die museale Erschließung des Nachlasses stellen. Ziel war die multiperspektivische Analyse der kulturellen Praxis des Tätowierens sowie die Erarbeitung von Grundlagen in historischer Quellenkunde und musealer Sachkulturforschung.

Es gab diverse Publikationen zum Nachlass, zudem wurde eine komplette Neu-Herausgabe des zuerst 1981 erschienenen Vorlagealbums veröffentlicht.