27. Juni 2019 bis 06. Oktober 2019
Die „Neue Heimat” war der größte und bedeutendste nichtstaatliche Wohnungsbaukonzern im Europa der Nachkriegszeit. Nach dem Motto »Wir machen alles« wurden auch Universitäten, Kongresszentren, Großkliniken gebaut. Damit prägte der Konzern das Gesicht der Bundesrepublik städtebaulich und architektonisch nachhaltig: Er war Ausdruck und Spiegelbild der bundesdeutschen Sozialgeschichte. In einem Zeitraum von über dreißig Jahren hat das Gewerkschaftsunternehmen mit Hauptsitz in Hamburg mehr als 400.000 Wohnungen und darüber hinaus seit den sechziger Jahren auch zahlreiche Kommunal- und Gewerbebauten in Deutschland geplant und ausgeführt – die Mehrzahl davon steht noch heute. Die „Neue Heimat“ war ein Hoffnungsträger für die Teilhabe am Wirtschaftswunder. Der skandalträchtige Zusammenbruch des Unternehmens Anfang der achtziger Jahre wirkte wie ein Schock auf die westdeutsche Bevölkerung und markierte das Ende einer Epoche.
Der zeitliche Abstand von über einer Generation bietet die Chance für eine kritische Untersuchung: Was ist aus den sozialdemokratischen Visionen eines bis heute angestrebten „Wohnen für Alle“ geworden? Vor dem Hintergrund der aktuellen Wohnungskrise und der geforderten Nachverdichtung in vielen Großstädten erhalten die Siedlungs- und Wohnkonzepte der „Neuen Heimat” wieder neue Bedeutung. Erstmals werden in einer Ausstellung die Bauten der „Neuen Heimat“ an herausragenden Beispielen – darunter zahlreiche aus Hamburg – analysiert und mit historischen Foto- und Filmaufnahmen, Planmaterialien und Modellen dokumentiert.
Die Ausstellung lenkt die Perspektive auf die Protagonisten der „Neuen Heimat”, einschließlich der rund 700 Architekten und Stadtplaner, und deren Einfluss auf die Entwicklungen im Wohnungs- und Städtebau.
Weiterführende Informationen zur Ausstellung finden Sie in dieser Broschüre.
Eine Ausstellung des Architekturmuseums der TUM und des Hamburgischen Architekturarchivs in Kooperation mit dem Museum für Hamburgische Geschichte.
Eine Ausstellung im Rahmen des Hamburger Architektursommers 2019.
Auf den Spuren der Neuen Heimat
Die Neue Heimat errichtete zwischen 1947 und 1985 Hunderttausende von Wohnungen in der Bundesrepublik. Gemäß dem Motto “Wir machen alles” baute sie auch Kongresszentren,Hotels, Schulen, Ferien-, Einkaufs- und Sportzentren bis hin zum Fernsehturm. Insbesondere in Hamburg, dem Sitz der Konzernzentrale, entstanden unter der Bauherrschaft der Neuen Heimat markante Siedlungen und Gebäude, die bis heute das Stadtbild prägen. Andere Bauvorhaben, die die Stadt nachhaltig verändert hätten, blieben unrealisiert.
Auf der Karte sind die wichtigsten Bauprojekte mitsamt ihrer Entstehungs- und Umsetzungsgeschichte verortet.
Quellen:
Die Neue Heimat (1950 – 1982). Eine sozialdemokratische Utopie und ihre Bauten. Hg. von Andrea Lepik & Hilde Strobl, Edition Detail.
neue heimat. Das Gesicht der Bundesrepublik. Bauten und Projekte 1947 – 1985. Hg. von Ullrich Schwarz & Hartmut Frank, Dölling & Galitz Verlag.
Bildungsmaterialien
Die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg hat Unterrichtsmaterialien für die politische Bildung erstellt, die Sie hier herunterladen können.
Die Geschichte der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Neue Heimat ist ebenso facettenreich wie voller aktueller Bezüge – und das
sollen auch die vorliegenden Materialien für die politische Bildung und die Demokratiebildung sein. Mit vielen Neue-Heimat-Projektbeispielen aus Hamburg eignen sie sich für den Einsatz in den Fächern Geschichte (Modernisierung in Wirtschaft und Gesellschaft, Gleichberechtigung der Geschlechter) und PGW (Faktoren lebensweltliche Wandlungsprozesse, wirtschaftspolitische Grundpositionen); einzelne Kapitel lassen sich auch in den Fächern Kunst (Architektur) oder Geografie (Stadtentwicklung) nutzen.
Publikationen
Die Neue Heimat (1950 – 1982)
Eine sozialdemokratische Utopie und ihre Bauten
Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung des Architekturmuseums der TU München in der Pinakothek der Moderne und im Museum für Hamburgische Geschichte
Was waren die Ansätze der sozialdemokratischen Visionen und was ist aus dem bis heute angestrebten „Wohnen für Alle“ geworden? Anhand einer großen Anzahl historischer Fotografien, Planmaterialien und Kurzbeiträgen werden u.a. Großsiedlungen wie die Neue Vahr Bremen oder die Entlastungsstadt Neuperlach sowie gigantische Großprojekte der Neuen Heimat Städtebau wie das ICC Berlin dokumentiert.
Edition Detail
Herausgeber: Andrea Lepik & Hilde Strobl
236 Seiten mit 235 Abbildungen
Hardcover
ISBN: 978-3-95553-476-9
29,90 Euro
neue heimat
Das Gesicht der Bundesrepublik
Bauten und Projekte 1947 – 1985
Dölling & Galitz Verlag
Herausgeber: Ullrich Schwarz & Hartmut Frank
Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs, Bd. 38
808 Seiten, 960 historische und Farbabbildungen
Hardcover
ISBN 10: 3-86218-112-X
ISBN 13: 978-3-86218-112-4
79.00 Euro