Das Museum für Hamburgische Geschichte (MHG) steht vor großen Herausforderungen und wichtigen Veränderungen. Es wird für die Zukunft fit gemacht, um den wachsenden Anforderungen standhalten zu können. Unsere übergeordneten Ziele sind mehr Barrierefreiheit, Inklusion, Zugänglichkeit, Verständlichkeit, Denkmalschutz, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, Digitalität, Diversität und Partizipation. All diese Aspekte sind von großer Bedeutung. Sie müssen miteinander in Einklang gebracht und in den Museumsalltag integriert werden.
Zwei Großprojekte der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) werden durch die Bundesrepublik Deutschland aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages in dreistelliger Millionenhöhe gefördert. Eines davon ist die Modernisierung dieses Museums. Für die Erneuerung des MHG stehen derzeit 36 Mio. Euro bereit. Auf Beschluss des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages stellt die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien 18 Mio. Euro zur Verfügung, weitere 18 Mio. Euro steuert die Freie und Hansestadt Hamburg bei. Über Stiftungen und Sponsoren werden weitere Mittel für besondere Projekte eingeworben, die finanziell nicht Teil der Modernisierungsmaßnahme sind.
Die Realisierung der Baumaßnahme wird von der Sprinkenhof GmbH verantwortet, die im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg handelt. Architekt und Objektplaner für die Maßnahme ist das Büro Hoskins Architects aus Berlin und Glasgow. Ihr wesentliches Ziel ist es, „einen denkmalgerechten, architektonischen Rahmen für eine inhaltliche Neuaufstellung zu schaffen, so dass das Museum für Hamburgische Geschichte seiner Rolle als zeitgemäßes und zukunftsweisendes Haus auch in Zukunft gerecht werden kann.“ (Hoskins Architects)
Bei der Modernisierung geht es jedoch nicht nur um bauliche und technische Verbesserungen. Ein Kernbestandteil ist die inhaltliche und gestalterische Neuausrichtung der Dauerausstellung. Dieses Teilprojekt liegt in der Verantwortung der SHMH. Umgesetzt wird die Aufgabe vom Gestaltungsbüro jangled nerves aus Stuttgart. Ihr Auftrag lautet, „das Stadtmuseum als Dialogplattform einer diversen Stadtgesellschaft und seine Dauerausstellung als Kommunikationsort auszuprägen.“ (jangled nerves)
Das 1908 gegründete Museum für Hamburgische Geschichte (MHG) bildet den größten Standort der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH). Es ist eines der ältesten und mit rund 530.000 Sammlungsobjekten eines der größten stadthistorischen Museen Deutschlands. Das MHG zeigt die kulturhistorische Entwicklung Hamburgs von den Anfängen um 800 bis zur Gegenwart. Eröffnet wurde das Museum im Jahr 1922 unter dem Gründungsdirektor Dr. Otto Lauffer. Die Hauptaufgabe des Museums besteht darin, Orientierung in der Auseinandersetzung mit der Geschichte Hamburgs zu bieten. Die Hansestadt wird dabei in ihren regionalen, nationalen und internationalen Bezügen betrachtet. Das MHG ist weit mehr als ein Bildungsort. Durch seine einzigartige Lage in den Wallanlagen, den überdachten Innenhof und den großen Saal dient es auch der Erholung, Entspannung und nicht zuletzt dem Vergnügen. Das Gebäude selbst wurde nach Plänen des Oberbaudirektors Fritz Schumacher auf dem Gelände einer ehemaligen Bastion der alten Stadtbefestigung Hamburgs errichtet. Es zählt zu den bekanntesten öffentlichen Gebäuden der Reformkultur in der Hansestadt. Es ist ein Denkmal und wichtiges Zeugnis der Hamburger Baugeschichte. Seit 1976 steht das Haus unter Denkmalschutz.
Die herausragenden Möglichkeiten des Gebäudes werden durch die Modernisierung weiterentwickelt. Dazu gehören ein neuer barrierefrei gestalteter Eingangs- und Empfangsbereich auf der Ostseite ebenso wie eine Öffnung des Museums zur angrenzenden Parkanlage „Planten un Blomen“ im Westen. Hier wird zudem die neue Gastronomie mit erweiterter Terrasse zum Park verortet. Ein neuer Personenfahrstuhl erschließt die oberen Geschosse. Darüber hinaus sind erweiterte und klimatisch optimierte Sonderausstellungsflächen im Erdgeschoss geplant. So werden zukünftig hochkarätige Sonderausstellungen in technisch innovativ ausgestatteten Räumlichkeiten präsentiert. Im Erdgeschoss entstehen zudem ein frei zugänglicher Lesesaal mit Lounge-Charakter sowie neue Seminar- und Workshop-Räume für Schulklassen und andere Gruppen.
Am 1. Februar begannen die umzugsvorbereitenden Maßnahmen zur Beräumung des Museums. Ein
großer Teil des Hauses mit der Dauerausstellung
musste daher für den Publikumsbetrieb geschlossen
werden. Das Erdgeschoss mit dem Museumsrestaurant „Bastion“ und dem Sonderausstellungsbereich
bleibt jedoch bis zum 7. Januar 2024 geöffnet.
Bis dahin ist die Ausstellung „EINE STADT WIRD
BUNT. Hamburg Graffiti History 1980-1999“ zu sehen. Die Ausstellung wird von einem vielfältigen
Rahmenprogramm begleitet. Das weitere Programm
umfasst ab dem 20. September die Ausstellung
„Hamburg 1923. Die bedrohte Stadt“ zum Hamburger Aufstand von 1923.
Der Eintritt für den eingeschränkten Museumsbesuch beträgt seit dem 1. Februar 5 Euro (regulär).
Dieser gilt auch für die langen Donnerstagabende
bis 21:00 Uhr.
Der Umzug betrifft das gesamte Museumsgebäude:
Ausstellungsflächen, Bibliothek, Büros und Werkstätten. In der Dauerausstellung waren bisher über
5.000 Objekte ausgestellt, die nun sorgsam gereinigt und verpackt werden. Unter den Exponaten
befinden sich zahlreiche Großobjekte und Modelle
sowie aufwendige inszenatorische Einbauten, die
fachkundig demontiert werden müssen.
Eine Vielzahl der Objekte wird während der Umbaumaßnahmen im Zentraldepot der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) gelagert und konservatorisch betreut. Großformatige Gemälde und
Exponate wie Stadtmodelle stellen dabei eine besondere Herausforderung dar.
Komplett geschlossen wird das Haus zu Beginn des Jahres 2024, denn dann ziehen die letzten Großobjekte sowie auch die Bibliothek, Büros und Werkstätten aus.
Der Umzug betrifft auch die Modelleisenbahnanlage. Aufgrund der Sanierung des Gebäudes und damit einhergehender massiver baulicher wie technischer Eingriffe muss die Anlage im 2. Obergeschoss wie alle anderen Einbauten und Objekte auch abgebaut werden. Es ist geplant, nach Beendigung der Modernisierung die Anlage im 3. Obergeschoss neu aufzubauen. Dies wird derzeit noch geprüft.
Das Museum versteht sich als ein offener, einladender Ort, an dem die Stadtgesellschaft teilhaben soll. Es lädt dazu ein, die Geschichte der Stadt gemeinsam zu reflektieren und zu diskutieren. Historische Ereignisse werden mit aktuellen Fragestellungen verbunden. Themen, die sich durch die gesamte Geschichte hindurch ziehen, sollen mit der gegenwärtigen Stadtgesellschaft interdisziplinär und multiperspektivisch, das heißt vielstimmig, verhandelt werden.
Im 1. Obergeschoss wird erstmals ein chronologischthematisch angelegter Rundgang durch die hamburgische Geschichte ermöglicht. Von der Stadtgründung bis zur jüngsten Vergangenheit wird hier die Entwicklung der Hansestadt anschaulich vermittelt. Leitfragen zur Stadtentwicklung, zur Organisation und zum Wandel des Stadtbilds verbinden die Epochen miteinander.
Themeninseln sollen die Chronologie aufbrechen und Bezüge zwischen historischen Ereignissen und der Gegenwart herstellen. Sie werden an Orte wie die Hamburger Börse, das Rathaus oder die Elbe geknüpft und sollen möglichst inklusiv gestaltet sein.
Wesentliche Bestandteile einer übergreifenden Geschichte Hamburgs werden als Themenstränge entwickelt, die sich durch die gesamte Erzählung der Dauerausstellung ziehen. Sie behandeln Themen wie „Jüdisches Leben in Hamburg“ „Kolonialismus / Postkolonialismus“, „Migration“ und den Zusammenhang „Stadt. Mensch. Umwelt“. Diese Themenstränge bilden die Grundlage für verschiedene Vermittlungsformate und Partizipationsangebote. Flexible
Ausstellungselemente, die als „Symbionten“ bezeichnet werden, verdeutlichen diese Themenstränge zusätzlich und bieten Raum für Interaktion.
Im Gegensatz zur eher sachlich orientierten Atmosphäre der Ausstellung im 1. Obergeschoss werden die Räume im 2. Obergeschoss stärker inszeniert. Hier stehen die Menschen und ihre unterschiedlichen Lebenswelten in Geschichte und Gegenwart im Vordergrund. Eine Fläche zum Thema „Kind sein in Hamburg“ spricht vor allem Familien, Kinder und Jugendliche an. Ein Stadtlabor und eine StadtLounge laden zum Arbeiten, Mitgestalten und Verweilen ein.
Zudem wird ein Jahrhundertprojekt realisiert: die Einrichtung zweier historischer Räume der Villa Rücker bereichert künftig die Ausstellung im 2. Obergeschoss des Südflügels – so wie dies bereits vor über 100 Jahren von Gründungsdirektor Dr. Otto Lauffer und Architekt Fritz Schumacher an diesem Ort vorgesehen war.
Gefördert durch:
Realisierungsträger:
Bedarfsträgerin und Bauherrin: