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Mit Loki in die Welt Eine Aus­stel­lung zum 100. Geburts­tag

29.08. – 18.10.2019

Loki Schmidt war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte des bundesrepublikanischen Naturschutzes. In der Ausstellung begleiten wir Loki Schmidt auf ihrer Lebensreise, die vor allem geprägt war durch ihre besondere Liebe zu Pflanzen, ihre Faszination für alles Natürliche und eine große Neugier auf die Welt.

Die Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstags von Loki (Hannelore) Schmidt zeigt faszinierende Augenblicke aus dem Leben der Politikergattin, Botanikerin und Naturschützerin. Begleiten Sie Loki auf ihrer Lebensreise. Aus dem Hamburger Arbeiterquartier in die Bonner Republik, als leidenschaftliche Lehrerin durch Kriegs- und Nachkriegszeiten, in den Kanzlerbungalow und auf Blumenwiesen, getrieben von Wissenshunger und einer großer Liebe zu allem Lebendigen. Erleben Sie mit, wie sie zu Deutschlands berühmtester Naturschützerin wurde und auf zahlreichen Expeditionen die verschiedenen Ökosysteme der Erde studierte. In Deutschland warb sie unermüdlich für den Schutz der heimischen Wildpflanzen und startete viele vorbildliche Naturschutzprojekte, die bis heute bestehen. Lassen Sie sich beeindrucken von diesem Portrait einer außergewöhnlichen Frau.

In Kooperation mit der Loki Schmidt Stiftung und der Helmut und Loki Schmidt Stiftung.

Themen der Sonderpräsentation 

Kindheit, Jugend, Kriegs- und Nachkriegszeit

Loki Schmidt (mi.) mit ihren Geschwistern Christoph (li.) und Linde Glaser, Hamburg 1928, (c) HSA

Hannelore Schmidt (geb. Glaser) wächst im Hamburger Arbeiterstadtteil Hammerbrook in bescheidenen Verhältnissen auf. Als Kind gibt sie sich selbst den Spitznamen „Loki“. Schon als kleines Mädchen zeigt sie ein besonderes Interesse an Pflanzen, welches auch durch die traditionellen Sonntags-Spaziergänge mit ihren Eltern zum botanischen Garten genährt wird. Erste kleinere „Reisen“ macht sie als Kind nach Neugraben, wo sie den Sommer auf dem Grundstück ihrer Großeltern verbringt. Der Besuch der Lichtwark-Reformschule führt nicht nur dazu, dass sie dort ihren Mitschüler Helmut Schmidt kennen lernt, sondern hat auch einen besonderen Einfluss auf Ihr späteres pädagogisches Wirken. Ihr Wunsch, Biologie zu studieren, scheitert an den Studiengebühren, worauf sie Pädagogik für das Lehramt für Volksschulen studiert.

Nationale und internationale Naturschützerin 

Zwischen 1974 und 1982 nimmt Loki Schmidt protokollarische Aufgaben als Ehefrau des Bundeskanzlers wahr und engagiert sich zunehmend für den Pflanzen- und Naturschutz. Nach dem Ende der Kanzlerschaft verstärkt sie ihren Einsatz für gefährdete Pflanzen noch und lässt sich unter anderem in die Deputation der damaligen Behörde für Bezirksangelegenheiten, Naturschutz und Umweltgestaltung in Hamburg wählen. Über Jahre wirkt sie bei wissenschaftlichen Forschungsreisen mit, unter anderem nach Kenia, auf die Galapagos-Inseln, nach Ecuador, in die Antarktis, Malaysia, Nordborneo oder Brasilien.

Seit 1976 unternimmt Loki Schmidt insgesamt 19 verschiedenen Reisen und Expeditionen auf eigene Kosten, bei denen es ihr von besonderer Bedeutung ist, dass sie von Wissenschaftlern begleitet wird oder diese an ihren fernen Forschungsstationen besucht.Von diesen Reisen sind neben der wissenschaftlichen Dokumentation viele Zeichnungen, Ausschnitte aus ihren Reisetagebüchern, Zeitungsartikel, besondere Pflanzensamen und auch Herbarmaterial vorhanden. In der Ausstellung ist das weite Spektrum Loki Schmidts internationaler Reisen abgedeckt; auch ihre erste Expedition im Januar 1976 zum Nakuru-See, Kenia ist dokumentiert. Ziel dieser Reise und Zusammenarbeit mit Forschern des Max-Planck-Instituts ist die Erfassung der Vegetation im Einzugsgebiet des Pied-Eisvogels und des Malachit-Eisvogels.

Eine der letzten Reisen Loki Schmidts, die in der Ausstellung dokumentiert sind, führt 1989 in die Antarktis. In der Schmidt-Biographie von Prof. Reiner Lehberger heißt es:“ Am besten gefiel ihr die polnische Station, wo sie mit einem frischen Blumenstrauß aus dem eigenen Gewächshaus begrüßt worden war. Unter diesem einzigartigen Gewächshaus entdeckte sie das Poa annua, das einfährige Rispengras – in den gemäßigten Zonen ein Allerweltsgras, in der Antarktis aber war es bislang nicht nachgewiesen worden.“ Sie entdeckte unbekannte Pflanzen- und Tierarten, die heute ihren Namen tragen und bereitete jede Reise akribisch vor und nach. In Deutschland warb sie unermüdlich für den Schutz der heimischen Wildpflanzen und startete viele vorbildliche Naturschutzprojekte, die bis heute bestehen.

Was bleibt und gedeiht 

Heute tragen viele Einrichtungen Loki Schmidts Namen und arbeiten in ihrem Sinne weiter, darunter ein Garten, ein Gewächshaus, ein Museum, eine Genbank und die Loki Schmidt Stiftung. Gemeinsame Themen dieser Institutionen sind die Biodiversität von Pflanzen und der Artenschutz. Auch verschiedene, zum Teil von ihr selbst entdeckte Pflanzenarten, ein Skorpion sowie eine Schule tragen ihren Namen. Durch ihre Bücher, Vorträge und Fernsehauftritte, vor allem aber auch durch ihr engagiertes, hartnäckiges, bestimmtes und doch freundliches Wesen hat sie dem Schutz unserer Natur viele Türen geöffnet und zahlreiche Menschen für ihr Anliegen gewonnen. Dadurch hat sie unser Land verändert. Die Ausstellung soll dieses besondere Wirken in Erinnerung rufen, würdigen und nachfolgende Generationen auch weiterhin für die Thematik begeistern. Es gilt, das Erbe von Loki Schmidt langfristig zu sichern und weiter zu entwickeln und neue Interessenten und Akteure für den Naturschutz und die Botanik zu gewinnen.

Die Ausstellung besteht aus drei Stationen: Lehren, Forschen & Schützen 

“Mit Loki in die Welt”, Bild: Helmut-und-Loki-Schmidt-Stiftung

LEHREN – „Blumenwiese“

Kindheit, Schulzeit und auch ihre eigene Tätigkeit als Lehrerin haben Loki Schmidt geprägt. Den Blick auf die Natur und insbesondere die Pflanzen, den ihr ihre Eltern und Lehrer vermittelt haben, hat sie selbst als Lehrerin vertieft. Diese Station als Auftaktstation soll neben biografischen Informationen ihre grundsätzliche Sichtweise auf Natur vermitteln und den Besucher einladen, sich auch mal wie Loki auf den Boden zu den Blumen zu setzen oder zu bücken und sich mit den Pflanzen zu beschäftigen. Die Besucher haben die Gelegenheit, in Fotoalben zu Loki Schmidts Kindheit und ihrer Lehrerinnenzeit zu blättern und werden aufgefordert, lebende Blumen selbst zu bestimmen und zu zeichnen. Mit einer „Forscherkarte“ kann man sich auf den weiteren Weg durch die Ausstellung machen.

FORSCHEN – „Laborfelder“

Getrieben von ihrer immerwährenden Neugier nutzte Loki Schmidt besonders in ihrer Bonner Zeit als Kanzlergattin die Gelegenheit, zahlreiche Kontakte unter anderem auch zu Wissenschaftlern herzustellen. Sie erfüllte sich ihren Kindheitstraum, als „Naturforscherin“ unterwegs zu sein und es zog sie in unterschiedliche Ökosysteme in oft abgelegene Landschaften auf fast allen Erdteilen. An dieser Station können die Ausstellungsbesucher Loki Schmidt auf ihrer ersten Forschungsreise nach Kenia, zur ältesten Wüsten-Pflanze in Namibia oder aber auch in die Antarktis begleiten. Weiterhin wird ihr „Brahmsee-Wildnis-Projekt“ vorgestellt und der Besucher darf selbst im „Atlas für Farn- und Blütenpflanzen“ forschen.

SCHÜTZEN – „Gewächshaus“

Der über lange Zeit beobachtete Artenrückgang ließ Loki Schmidt einfach keine Ruhe: Sie musste etwas tun. Dabei war es ihr ein besonderes Anliegen, die Artenkenntnis und das Wissen über Pflanzen auch für Laien verständlich und zugänglich zu machen. Ein offenes Gewächshaus zeigt Loki Schmidts Weg als Pionierin des Natur- und Artenschutzes sowie die Fortsetzung ihrer Arbeiten durch die Loki Schmidt Stiftung und andere Institutionen, die heute ebenfalls ihren Namen tragen. Sie kümmerte sich nicht nur beispielhaft um die Finanzierung dieser Arbeiten, sondern vor allem auch um die Menschen, die sich dem Thema mit viel Herzblut in kleinen und großen Projekten widmen.