Bis heute fehlt in Deutschland ein angemessener Erinnerungsort für das Gedenken an und die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus und seinen Folgen. Im Koalitionsvertrag des Bundes ist festgeschrieben, „ein Konzept für einen Lern- und Erinnerungsort Kolonialismus“ zu entwickeln. Als ein Teilvorhaben des Gesamtprojektes „Hamburg dekolonisieren!“ hat es die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) in Kooperation mit der Behörde für Kultur und Medien übernommen, die Diskussion um einen solchen Erinnerungsort in Deutschland mit anzustoßen.
Abschlussveranstaltung 13.-14. Dezember 2024 in Berlin (HKW & bUm)
Am 13. und 14. Dezember 2024 findet die Abschlussveranstaltung des transnationalen Arbeitsnetzwerks zum Lern- und Erinnerungsort Kolonialismus in Deutschland statt. Das Netzwerk wurde bei einer Auftaktveranstaltung zwischen dem 26. und 28. Januar 2023 in Hamburg gegründet, um Überlegungen über einen neuen bundesweiten Lern- und Erinnerungsort Kolonialismus in Deutschland voranzutreiben. Die Kooperationspartner*innen luden dazu nationale und internationale Expert*innen aus Wissenschaft, Kunst, Architektur und Stadtplanung sowie zentrale Stakeholder aus Institutionen und Zivilgesellschaft ein, um über Formen und Inhalte des Erinnerns und Gedenkens in Bezug auf den Deutschen Kolonialismus zu diskutieren. Dabei war es besonders wichtig, unterschiedliche transnationale Stimmen, Positionen und Perspektiven einzubeziehen.
Das nun in Berlin stattfindende Symposium des Netzwerks dient dabei als Abschluss eines zweijährigen gemeinsamen Prozesses mit nationalen und transnationalen Akteur*innen, die zu den Themen Kolonialismus, Kolonialität sowie dekoloniale Erinnerungskulturen arbeiten. Ziel der Abschlusstagung ist nun, die über einen Zeitraum von etwa 24 Monaten hinweg diskutierten Ideen, Utopien und Visionen zu bündeln und aufzubereiten. Eine ausführliche Publikation, die im kommenden Jahr erscheinen soll, dokumentiert den Prozess, präsentiert die Ergebnisse und formuliert Empfehlungen.
Vor dem Hintergrund aktueller erinnerungspolitischer Debatten wird ein Raum geschaffen, in dem eine Reflexion und ein Austausch zu Formen, Inhalten, Affekten und Politiken dekolonialer Erinnerung ermöglicht wird und somit grundlegende Fragen für Überlegungen zur Einrichtung zukünftiger Lern- und Erinnerungsorte Kolonialismus behandelt werden können.
Veranstalter*innen & Kooperationspartner*innen
Memory in Motion ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Historische Museen Hamburg, der Behörde für Kultur und Medien Hamburg, des Beirats zur Dekolonisierung Hamburgs, der Bundeszentrale für politische Bildung | bpb, Decolonize e.V., Dekoloniale- Erinnerungskultur in der Stadt und der Stiftung Stadtmuseum Berlin
Das Projekt wird gefördert von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg und der Kulturstiftung des Bundes. Die Kulturstiftung des Bundes wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Die Anmeldung ist möglich über crm.stadtmuseum.de.
Bei Rückfragen schreiben Sie bitte an: memoryinmotion@stadtmuseum.de
Vom 26. bis zum 28. Januar 2023 fand in Hamburg der nicht-öffentliche Workshop des transnationalen Network Memory in Motion statt, der von der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH), der Behörde für Kultur und Medien Hamburg (BKM Hamburg) und dem Beirat für die Dekolonisierung Hamburgs in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Decolonize Berlin e.V., Dekoloniale – Memory Culture in the City und dem Stadtmuseum Berlin initiiert wurde. Ziel des Workshops war es, eine Diskussion über einen Ort des Lernens und der Erinnerungskultur in Deutschland zu starten, die sich dem Thema Kolonialismus widmen. Der Workshop brachte nationale und internationale Expert:innen aus den Bereichen Wissenschaft, Kunst, Architektur und Stadtplanung sowie zentrale Akteur:innen aus Institutionen und der Zivilgesellschaft zusammen, um die verschiedenen Aspekte und Formen post- und dekolonialer Erinnerung und Gedenkkultur zu diskutieren, die für die Entwicklung eines solchen Gedenkortes notwendig wären. Das Projekt sollte auch die Bedeutung betonen, verschiedene nicht-europäische und europäische Stimmen, Positionen und Perspektiven in diesen Prozess einzubeziehen.
Der Workshop fand im Community Space Eeden in Hamburg statt und diente als Auftakt zu einem einjährigen Prozess, der andere Städte und Bundesländer einbeziehen und die Debatte über die Schaffung eines zentralen oder dezentralen Ortes des Lernens und der Erinnerungskultur des Kolonialismus in Deutschland fördern soll.
Ziel des Projekts war es, ein transnationales Arbeitsnetzwerk zu etablieren, um Ideen, Utopien und Visionen in den nächsten Monaten zu diskutieren und weiterzuentwickeln, deren Ergebnisse bei einer zweiten Veranstaltung Ende 2023 vorgestellt und dokumentiert werden sollten, die Empfehlungen für die nächsten Schritte enthalten könnte.
Im Kontext der aktuellen Debatten über Erinnerungspolitik wurden die eingeladenen Gäste erwartet, die zentrale Frage des Kolonialismus und seiner Auswirkungen auf die deutsche Erinnerungskultur anzugehen. Die Diskussionen konzentrierten sich darauf, wie der Kolonialismus angemessen erinnert werden kann und welche Rolle koloniale Kontinuitäten wie Rassismus, die als legitime Instrumente für Ausbeutung, Versklavung, Ausrottung und Entmenschlichung dienten, in diesem Kontext spielen. Der Workshop sollte die Funktion untersuchen, die ein Lern- und Erinnerungsort Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur spielen sollte, sowie die Fragen, wer einen solchen Ort schaffen sollte, wie er geschaffen werden sollte und mit wem.
Die Teilnehmenden diskutierten die Herausforderungen bei der Schaffung eines solchen Ortes, darunter die Notwendigkeit, die fortlaufenden strukturellen Auswirkungen des Kolonialismus anzuerkennen, die Intersektionalität zu berücksichtigen und Überlebens- und Familienerfahrungen in die institutionelle Erinnerung einzubeziehen. Dabei betonten sie die Bedeutung, dass Erinnerung eine Praxis sein sollte und nicht nur ein Gebäude. Die Diskussionen thematisierten unter anderem die Sichtbarkeit widerständiger Subjekte und ihrer Prägungen in der Debatte zum Erinnerungsort Kolonialismus. Die Teilnehmenden befassten sich auch mit Herausforderungen wie begrenzten Ressourcen, Sprach- und Übersetzungspolitik sowie der fortlaufenden Natur des Dekolonisierens, das ein Prozess ist. Insgesamt betonten die Diskussionen die Komplexität der Arbeit an einem Lern- und Erinnerungsort Kolonialismus ohne klaren politischen Auftrag und die Herausforderungen, einen solchen Ort im globalen und deutschen Erinnerungspolitik-Landschaft zu verorten.
Nun werden die Teilnehmenden bis zum Ende des Jahres in Arbeitsgruppen digital weiterarbeiten. Die Ergebnisse der Arbeit werden der Öffentlichkeit am Ende des Jahres in einer Tagung vorgestellt.