Die Digitalisierung des Werkes und Sammlung Ebba Tesdorpfs
Die Künstlerin Ebba Tesdorpf (1851-1920) besaß eine der bedeutendsten Hamburgensien-Sammlungen des späten 19. Jahrhunderts. Durch die großzügige Unterstützung der Hamburger Handelskammer ist es seit 2012 erstmals möglich geworden, die für unsere Stadt historisch so wertvollen Grafiken der Sammlung, wissenschaftlich aufzuarbeiten.
Das 2012 ins Leben gerufene Digitalisierungsprojekt “Das Alte Hamburg online” macht die Werke der Sammlung Ebba Tesdorpfs überregional jedem Hamburg-Interessierten schnell und unkompliziert zugänglich. Aktuell können bereits über 1000 Werke in der Internetdatenbank der Museen Schleswig Holstein & Hamburg eingesehen werden.
Daneben werden hier unter “Highlights der Sammlung” ausgewählte Werke vorgestellt, die wichtige Ereignisse und Örtlichkeiten rund um die Hansestadt und ihre Bewohner im 19. Jahrhundert zeigen und so Facetten des „Alten Hamburgs“ eindrucksvoll präsent werden lassen.
Die Künstlerin Ebba Tesdorpf
Die Hamburger Künstlerin Ebba Tesdorpf (1851-1920) war eine außergewöhnliche Frau: 1851 als Tochter einer alteingesessenen gutbürgerlichen Hamburger Kaufmannsfamilie aufgewachsen, entschied sie sich bereits als junges Mädchen dafür, ihr Leben der Kunst zu widmen und brach damit die strengen Konventionen ihrer Zeit.
In zahllosen Werken malte sie das zeitgenössische Hamburg und das Leben seiner Bewohner, dokumentierte die verwinkelten, schmalen Gassen und Hinterhöfe der Altstadt neben den neuen, breiten Straßen des großstädtischen Bürgertums, zeichnete den Hamburger Segelschiffhafen und die zahlreichen Kanäle, die sich durch die alte Hansestadt zogen.
Ihre unkonventionelle Lebensweise stieß bei ihren wohlhabenden bürgerlichen Verwandten jedoch auf Unverständnis: So verkleidete sich die Künstlerin beispielsweise und wanderte in alte, zerschlissene Kleider gehüllt durch die Stadt, um in den Hamburger Straßen so authentisch wie möglich malen zu können.
Dabei war sie immer auf der Suche nach neuen Ansichten und ungewöhnlichen Perspektiven auf das alltägliche Leben in der Hansestadt. Über die Jahre schuf sie beeindruckende Werke, die einfühlsame und persönliche Blicke auf die Stadt und ihre Bewohner wiedergeben.
Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit und einem großen Engagement für die Hamburger Kultur hatte Ebba Tesdorpf aber noch eine weitere, für eine bürgerliche Frau ihrer Zeit äußerst ungewöhnliche Leidenschaft: Sie stellte eine umfangreiche Kunstsammlung zusammen, die vor allem Werke von Künstlern aus Hamburg und Norddeutschland umfasste und in der sich die Sammlerin besonders auf Motive der Hansestadt konzentrierte. Ihre Sammlung, die bald mehr als 5000 Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafiken und Dokumente von großer historischer und kunsthistorischer Bedeutung umfasste, kann daher mit Recht als eine der bedeutendsten Hamburgensien-Sammlungen des 19. Jahrhunderts bezeichnet werden.
Als Ebba Tesdorpf 1920, im Alter von 69 Jahren starb, konnte sie auf ein bewegtes, selbstverantwortliches Leben als freie Künstlerin und kulturell äußerst engagierte Frau zurückblicken. Von ihrer Heimatstadt als bedeutende Hamburger Persönlichkeit und Bewahrerin wertvollen Hamburger Kulturguts geehrt, wurde sie auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof in Ohlsdorf bestattet.
Highlights der Sammlung – Der Jakobikirchhof
Mit den Zeichnungen Ebba Tesdorpfs lassen sich ganze Straßenzüge des Alten Hamburgs rekonstruieren, denn oft sind die dargestellten Gebäude eindeutig zu identifizieren. So ist im Bild oben neben dem Kirchengebäude von St. Jakobi, auch rechts das Haus Jakobikirchhof Nr. 13 mit seinem spätbarock geschwungenen Giebel zu erkennen. In diesem Gebäude befand sich bis zum Abbruch im Jahre 1909 das Hauptpastorat des Kirchspiels.
Nach dem Abriss des Hauses wurde das Portal aufbewahrt und in den Bau des Museums für Hamburgische Geschichte eingefügt. Hier bildet es heute einen der Zugänge zum Hof.
Highlights der Sammlung – Der Hamburger Brand
In der Nacht vom 5. Mai 1842 morgens um ein Uhr brach in der Deichstraße im Haus eines Tabakhändlers ein Feuer aus. Der Brand verbreitete sich schnell bis in die umliegenden Straßen. In Panik verließen die Bewohner der Hamburger Innenstadt ihre Häuser und versuchten, sich und ihre tragbaren Eigentümer in Sicherheit zu bringen.
Bis das Feuer vier Tage später, am 8. Mai, endlich gelöscht werden konnte, verbrannten ganze Straßenzüge: 1750 Häuser, 120 Höfe und 100 Speicher wurden zerstört, ebenso wie wichtige historische Gebäude – unter anderem die Petrikirche, die Nikolaikirche und das Rathaus.
Beim Wiederaufbau wurde der abgebrannte Stadtteil nach modernen Maßstäben mit breiteren Straßen angelegt und mit gasbetriebener Straßenbeleuchtung und zentraler Frischwasserzufuhr versorgt. Die umliegenden Gängeviertel, die weiter im alten Zustand verblieben, wurden erst 50 Jahre später, nach der Cholera-Epidemie von 1892, abgerissen und saniert.
Highlights der Sammlung – Der Zoologische Garten
Am 17. Mai 1863 eröffnete in Hamburg auf dem Gelände zwischen der heutigen Marseiller Straße, der Rentzelstraße und der St. Petersburger Straße der Zoologische Garten. Die Zoogründer wollten eine Anlage schaffen, die sämtlichen Schichten der Bevölkerung offen stehen und einen „heilsamen Einfluss auf den allgemeinen Bildungsstand“ besitzen sollte. Der Eintrittspreis betrug für Erwachsene zwölf Schillinge, für Kinder sechs, Fabrikarbeiter mussten zwei Schillinge zahlen. Bereits im ersten Halbjahr hatte der Garten 225.000 Besucher (in Hamburg lebten zu der Zeit etwa 200.000 Menschen).
Gezeigt wurde ein regelmäßig wechselnder Tierbestand in einer gartenartig gestalteten Parkanlage. Besondere Attraktionen waren ein großer Raubvogel-Käfig, ein Bären-Zwinger und ein großes Aquarium. Die große Begeisterung der Hamburger für ihren neuen Zoo führte zur Produktion zahlreicher Grafiken und Fotografien, von denen sich auch einige in der Sammlung Ebba Tesdorpfs wiederfinden.
Im Jahre 1930 wurde der Zoo geschlossen, unter anderem weil sich der 1907 gegründete Tierpark Hagenbeck zu einer großen Konkurrenz entwickelt hatte. Auf dem Gelände des Zoologischen Gartens befindet sich heute ein Teil des Stadtparks Planten un Blomen.