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Sonderpräsentation Salomonischer Tempel Konservierung. Restaurierung. Neuentdeckungen

21.05.2015 – 28.02.2016

Modell des Salomonischen Tempels, 1680 bis 1962, Foto: SHMH Museum für Hamburgische Geschichte

Ein barockes Meisterwerk: Das Modell des Salomonischen Tempels

Das etwa zwischen 1680 und 1690 angefertigte Modell des Salomonischen Tempels, eines der größten existierenden Architekturmodelle der Barockzeit (knapp 3,50 x 3,50 m), stellt eines der bedeutendsten Sammlungsobjekte des Museums für Hamburgische Geschichte dar. Es gibt eine Vorstellung von dem in der Bibel beschriebenen Tempel in Jerusalem wieder, der unter König Salomo im 10. Jahrhundert v. Chr. errichtet worden war. Bis auf einen Teil der Substruktionsmauer, die heute unter dem Namen „Klagemauer“ bekannt ist, ist von dem antiken Gebäude nach seiner Zerstörung um 70 n. Chr. nichts erhalten.

Biblische Visionen und barocke Kunst

Das um 1680/90 in Hamburg gefertigte Modell des Salomonischen Tempels bildet keine real gebaute oder geplante Architektur ab, sondern formuliert die Vorstellung von dem in der Bibel beschriebenen Tempel, den König Salomo (um 965 – 926 v.Chr.) gemäß der Überlieferung als Wohnung Gottes auf Erden und zur Bewahrung der Bundeslade in Jerusalem errichten ließ, dem wichtigsten Heiligtum der Juden. Der in der Antike mehrfach neu- und umgebaute Tempel wurde bereits im Jahr 70 n. Chr. weitgehend zerstört. Seine konkrete Gestalt war deshalb in der Neuzeit unbekannt. Die Frage nach dem Aussehen dieses bedeutsamen Gebäudes hat die Menschen jedoch jahrhundertelang beschäftigt und zu Rekonstruktionen angeregt. Als realer wie imaginärer Raum spielt der Salomonische Tempel heute für drei Weltreligionen eine wichtige Rolle: Das traditionelle Judentum erwartet den Wiederaufbau des Tempels im messianischen Zeitalter, die Christen sehen hier den Ort der Entstehung eines neuen geistigen Zentrums nach der Zerstörung des alten Tempels und für die Muslime ist dies die Stelle, von der Mohammed in den Himmel aufstieg.

Gerhard Schott: Ein Visionär und sein Tempel

Auftraggeber für das Tempelmodell war der Hamburger Jurist und Ratsherr Gerhard Schott (1641 – 1702). Im Jahre 1677/78 war der vielseitig gebildete Schott maßgeblich an der Gründung der Hamburger Oper am Gänsemarkt, der ersten bürgerlich initiierten Oper im deutschsprachigen Raum, beteiligt und bis 1693 ihr erster Direktor. Ab etwa 1680 ließ er das Modell von verschiedenen Handwerkern in großer Feinarbeit anfertigen. Historischen Berichten zufolge war es in einem Nebenraum der Gänsemarktoper ausgestellt, als dort 1692 die Oper „Die Zerstörung Jerusalems“ aufgeführt wurde.

Eine Reise durch die Zeit: Von Hamburg nach Dresden und zurück

Nach Schotts Tod gelangte das Tempelmodell zunächst nach Dresden in die Kunstkammer Augusts des Starken und nach weiteren Stationen im Jahre 1910 schließlich wieder nach Hamburg zurück.

Symbol der Ordnung: Der Tempel im Barock

Traditionell galt der Salomonische Tempel als Symbol vollkommener Ordnung auch im übertragenen Sinn, also auch der Ordnung der Welt und somit der Ordnung im Staat. In Anspruch genommen wird er in der Zeit des Barock für die Propagierung einer obrigkeitlichen Ordnung im Sinne einer christlichen heiligen Stadt, die sozialen Frieden und göttliche Gerechtigkeit beschwört.

Bild von der Hamburgischen Staatsoper
Die Hamburgische Staatsoper in der Dammtorstraße, Foto: SHMH/G. Koppmann & Co, 1874, (Nachfolgebau, Inv. Nr. EB 1926,233)