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Mahalla Altona Muslime erzählen aus ihrem Alltag

26.03. – 17.11.2019

Der Bezirk Altona mit seinen 14 Stadtteilen und insgesamt 270.000 Einwohnern ist geprägt von kultureller, sozialer – und religiöser Vielfalt. Seit Jahrzehnten sind dort Muslime unterschiedlicher Konfessionen, Ethnien und Kulturen zu Hause.

In der Ausstellung berichten 21 muslimische Altonaerinnen und Altonaer über die Rolle und Bedeutung ihres Glaubens in ihrem Alltag. Anhand von individuell ausgewählten Gegenständen, die in der Ausstellung präsentiert und kommentiert werden und in Form von Videointerviews geben die Protagonisten ganz persönliche Einblicke in ihren Alltag und berichten darüber, welche religiösen Lehren, Gebote und Pflichten ihnen im täglichen Leben wichtig sind.

Unter den in der Ausstellung befragten Altonaerinnen und Altonaern finden sich neben mehreren Sprachschülern und Studenten auch ein Jurist, zwei Apothekerinnen, ein Imam, eine islamische Theologin, eine Architektin und eine Modedesignerin. Die von ihnen ausgewählten Gegenstände reichen von einer Gebetskette und einem Poesiealbum über einen Hockeyschläger und einer Tüte Haribo bis zu einem englischen Jugendroman und einem Burkini.

In der Zusammenschau der Alltagsgegenstände und den korrespondierenden Interviews entsteht für die Besucher in der Ausstellung ein besonderer Einblick in den facettenreichen Alltag von Altonaer Muslimen, ohne damit jedoch einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die Ausstellung möchte vielmehr, begleitet durch ein vielfältiges Rahmenprogramm, Anlässe für Gespräche und Anknüpfungspunkte zum Weiter- und Nachfragen bieten, um die große gesellschaftspolitische Debatte rund um „den Islam“ mit der gelebten Realität der Muslime in Altona zu verbinden. 

Ein großer Dank gilt allen Mitwirkenden für ihre Bereitschaft, bei diesem Projekt mitzumachen und für ihre Offenheit, über etwas so Persönliches wie ihren Glauben zu sprechen.


Foto: Michaela Hegenbarth 

MAHALLA

(arabisch محلة, türkisch Mahalle)

bezeichnet in den islamischen Ländern Nordafrikas, des Vorderen Orients, Zentralasiens und Südasiens die Verwaltungseinheit eines Stadtbezirks. Gleichzeitig beschreibt Mahalla aber auch die identitätsbestimmende Nachbarschaft rund um eine Moschee mit zentralem Platz, Cafés und Markt.


Mit freundlicher Unterstützung von:


Gegenstände und Zitate aus den Interviews

Foto: Michaela Hegenbarth

Ney / Nay (Schilfrohrflöte)

„Auf den ersten Blick, ist es ein Schilfrohr welches man von einem Seeufer gepflückt hat. Das Innen ausgehöhlt wurde. Was durch verschiedene Stufen der Bearbeitung gegangen ist. Nun ist es ein hohles, trockenes Holzstück. Dann kommen sie, bringen mit Ihrem Lebensatem, aus diesem trockenem Holzstück Wohlklänge hervor, die durch die Ohren in die Seelen der Menschen gelangen und Empfindungen auslösen.

Was auch in ihnen ist, geben sie hier hinein und diese Schönheit offenbart Allah und die Suche nach dem Schöpfer.”
Osman Celik, Imam

Zähler und Gebetsbuch „,Esma-i Hüsna Hikmeti”

„In diesem Büchlein ist ein bestimmtes Dua, das 4.444 Mal gelesen werden muss. Ich habe das gemacht, als wir auf Wohnungssuche waren in Altona, weil es nicht so einfach ist eine hier zu finden. Ich habe immer meinen Zähler dabei gehabt, wenn ich mit den Kindern auf dem Spielplatz war, oder wenn ich sie von der Kita abgeholt habe. Immer wieder eine Dua gelesen und mitgezählt, bis ich auf die 4.444 gekommen bin. Das hat tatsächlich zwei Jahre gedauert, bis wir eine Wohnung bekommen haben.”

Ilknur Bora, Verwaltungsfachangestellte

Foto: Michaela Hegenbarth
Foto: Michaela Hegenbarth

Halal Haribo

„Halal bedeutet, dass kein Schwein drin ist. Und wir Muslime müssen genau darauf achten, dass da keine Gelatine drin ist. Und auch bei anderen Produkten müssen wir im Supermarkt immer darauf achten, dass sie kein Schwein enthalten. Dies wird meistens allerdings nicht so aufgeschrieben. “Schwein” steht nicht drauf als Zutat, sondern mit E-Ziffern wird das aufgeschrieben. E471 steht zum Beispiel für Gelatine aus Schwein. Und darauf müssen wir verzichten.”

Tuba Arslan, Apothekerin

Modekollektion”Hiiabvibe”

„Die Generation M sind, dazu zähle ich mich auch, Muslime, die in den letzten dreißig Jahren geboren sind und überhaupt keinen Widerspruch zwischen ihrem Glauben und ihrem westlichen Lebensstil sehen. Die muslimische Frau ist nicht einfach nur die Frau, die ein Kopftuch trägt, sondern sie sieht auch aus wie ich. Ich bin in meiner äußerlichen Erscheinung zwar nicht sofort erkennbar als Muslima, fühle mich aber als Muslima, lebe so. Nur, ich mache es nicht zum Thema. Die andere muslimische Frau, die Kopftuch trägt, macht es auch nicht zum Thema. Aber ihr sieht man das halt nur äußerlich an.”

Massouda Sarwari-Pumm, Co-Founder Hijabvibe

Friendship, Foto: Hijabvibe

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