Mit dem Jenisch Haus als klassizistischer Sommerresidenz mit malerischem Blick auf den Elbstrom verwirklichte sich der Hamburger Senator Martin Johan Jenisch (1793-1857) seinen Traum vom Süden. Von den Architekten Franz Gustav Forsmann und Karl Friedrich Schinkel in den Jahren 1831 bis 1834 im Stil des antikisierenden Spätklassizismus errichtet, stellt das Jenisch Haus eine Form von Gesamtkunstwerk dar. Denn auch die Innenausstattung wurde vom Bauherrn sorgsam kuratiert. Jenischs Gemäldesammlung war zu seinen Lebzeiten eine Hamburger Sehenswürdigkeit und wurde im Adressbuch von 1833 ausdrücklich als kleine Sensation empfohlen.
Bei seinem Tod 1857 hinterließ Martin Johan Jenisch über 100 Gemälde, zahlreiche Grafiken und Skulpturen. Diese Kunstwerke, mit denen er auch seine Wohnsitze in Hamburg und Blumendorf ausstattete, erwarb er auf Auktionen, bei Galerieausstellungen in Berlin, Düsseldorf und München sowie während zweier Reisen nach Italien. Neben den Kunstwerken sammelte er Lackdosen und Siegel, aber auch Orchideen und Kakteen. Mit dem Jenisch Haus schuf sich der Senator als repräsentativen Ort für einen Teil seiner Sammlung eine exklusive villa suburbana, mit der er sich – wie viele Bankiers, Großhändler, Industrielle und Kaufleute seiner Epoche – an den typischen Statussymbolen eines aristokratischen Lebensstils orientierte. Von der einzigartigen Atmosphäre der bis heute sehr beliebten Parkanlage umgeben, gab das Ehepaar Jenisch in ihrem Sommerhaus aufwendige Gesellschaften und Salonabende für prominente Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
Die Sammlung
Die Ausstellung „Der Traum vom Süden“ präsentiert eine exquisite Auswahl von Gemälden aus der Sammlung Jenisch, u.a. von namhaften Künstlern wie Johan Jacob Gensler, Anton Melbye, Franz Xaver Winterhalter, Franz Ludwig Catel sowie der Brüder Franz und Johannes Riepenhausen. Jenisch besuchte die Malerbrüder Riepenhausen und andere deutsche Maler häufig in ihren Ateliers in Rom. Er war besonders fasziniert vom Künstlerleben der sogenannten „Deutschrömer“, in dessen Mittelpunkt der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen stand. Seine Atelierbesuche in Rom und anderen Städten Italiens dokumentierte Jenisch in seinen Reisetagebüchern, aus denen Zitate und Kommentare in der Ausstellung erläutern, was den hanseatischen Kunstliebhaber zum Kauf des jeweiligen Bildes motivierte.