November 2021
Ein Interview mit dem Kurator der Sonderausstellung “Konflikte. Die Ausstellung”
Konflikte sind allgegenwärtig und ihre Erscheinungsformen vielfältig. Die Ausstellung „Konflikte“ ergründete im Museum der Arbeit die Sinnhaftigkeit von Konflikten und fragt nach Lösungsstrategien. Kurator Mario Bäumer gibt einen kurzen Einblick in die Materie.
Was ist ein Konflikt?
Konflikte entstehen laut Prof. Dr. Ursula Schröder, Direktorin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, immer dann, wenn Menschen unterschiedliche Zielvorstellungen haben. Doch was ist ein Konflikt? Wie können wir konstruktiv mit ihnen umgehen? Und bei welchen Konflikten müssen wir neu denken? Fragen über Fragen, die sich natürlich auch Ausstellungskurator Mario Bäumer stellt.
Sind Konflikte gut oder schlecht?
Wer hätte das gedacht: Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Konflikte seitens der Wissenschaft negativ bewertet. Erst mit Georg Simmels Konflikttheorie, bzw. Schrift „Der Streit“ aus dem Jahr 1913, gab es in der Soziologie erstmalig eine positive Bewertung des Konflikts. Diese wurde anschließend auch in anderen Forschungsfeldern aufgegriffen und fortgeführt. Eine Linie, die sich auch in „Konflikte. Die Ausstellung“ wiederfindet.
Wer ist eingeladen, die Ausstellung zu besuchen?
Wie schrieb die taz so schön über „Konflikte. Die Ausstellung“: „In Zeiten, in denen das gesellschaftliche Zusammenleben häufig eher als Zumutung erlebt wird, denn als Realität, die es trotz verschiedener Interessen vernünftig zu gestalten gilt, leistet die Ausstellung eine Art Reanimationsarbeit.“ Ob groß oder klein, alt oder jung — Konflikte betreffen alle Menschen, alle sind herzlich Willkommen.
Zum Rahmenprogramm “Konflikte. Die Ausstellung”
Ebenso vielfältig wie die Erscheinungsformen von Konflikten sind die Themen des Rahmenprogramms zur Ausstellung: Angefangen bei der Klimakrise, über Verschwörungstheorien, einem Rückblick auf den G20-Gipfel in Hamburg, bis hin zu Benachteiligungen bei der Jobsuche, Steuerkonflikten der neuen Bundesregierung oder klassischer Mediation — wir freuen uns auf einen konstruktiven Austausch und ein friedliches Miteinander.
Was war der Anlass zu dieser Ausstellung?
Schon vergangene Ausstellungen im Museum der Arbeit widmeten sich der Verbesserung unseres gesellschaftlichen Miteinanders und der Frage danach, wie wir zukünftig leben wollen. „Konflikte. Die Ausstellung“ knüpft hieran an. Politischer Extremismus, Shitstorms und Filterblasen lassen oft den Eindruck entstehen, das Hier und Jetzt sei besonders konfliktreich oder Konfliktparteien verhielten sich unversöhnlicher als früher. Ob dem tatsächlich so ist, lässt sich kaum feststellen, doch sicherlich erleben wir heute – vorangetrieben durch den digitalen Raum – Konflikte, die noch vor wenigen Jahren jenseits unserer Wahrnehmung stattgefunden hätten. Zentraler Aspekt von „Konflikte. Die Ausstellung“ ist nicht das Stattfinden von Konflikten an sich, als viel mehr die Art ihrer Austragung.
Über den Kurator Mario Bäumer
Mario Bäumer ist nach Tätigkeit im Hygiene-Museum Dresden, nun schon seit über 13 Jahren Kurator am Museum der Arbeit. Seine Themen sind zeitnahe und inspirierend. Mit den von ihm kuratierten und als Projektleiter betreuten Ausstellungen ist er immer am Puls der Zeit. Beispiele sind „Das Fahrrad. Kultur, Technik, Mobilität“ (2014/2015), „Das Kapital“ (2017/2018) und „Out of Office. Wenn Roboter und künstliche Intelligenz für uns arbeiten“ (2018/2019). Dabei geht er in allen Projekten am liebsten den Fragen nach, wie ein breites Publikum für komplexe Zusammenhänge sensibilisiert werden kann und wie wir ein besseres gesellschaftliches Zusammenleben erreichen können.