Das Jenisch Haus ist der ehemalige Landsitz des Hamburger Senators Martin Johan Jenisch (1793 – 1857). In den Jahren 1831 bis 1834 nach Entwürfen von Franz Gustav Forsmann und Karl Friedrich Schinkel erbaut, ist das Jenisch Haus ein bedeutendes Denkmal klassizistischer Baukunst. Die Villen-Architektur und seine Lage im Park zeichnen das Haus ebenso aus wie die abwechslungsreiche Gestaltung der Räume in Stilstufen vom Barock bis zum Biedermeier.
Der links des Vestibüls liegende große Saal diente ursprünglich als festlicher Esssaal. Seine Wände und Decke sind vollständig stuckiert. Drei bis zum Boden reichende Fenster öffnen sich nach Osten in den Park. Das Parkett stammt aus der Erbauungszeit. Der Kronleuchter ist von Karl Friedrich Schinkel entworfen worden und stammt aus einem Herrenhaus in Ost-Holstein. Der in der Raumecke stehende schlichte Ofen gehörte zur ursprünglichen Ausstattung.
Der vermutlich als Teesalon oder Lesesalon konzipierte Raum ist heute mit Erinnerungsstücken an Martin Johan Jenisch eingerichtet. Er ist mit zwei bodenhohen Fenstern nach Süden auf die Elbe und nach Osten auf den Park ausgerichtet. Der Parkettboden ist nach einem Entwurf des Architekten Franz Gustav Forsmann (1795–1878) ausgeführt worden. Ein in quadratischen Platten verlegtes Eichenparkett rahmt die mittlere Fläche, die ebenfalls Quadratform besitz. Das eingeschriebene kreisrunde Motiv aus Palmetten, Kränzen und Bändern ist aus teils gefärbten Hölzern und Ziernägeln gebildet.
Der Saal richtet sich mit drei fast raumhohen Fenstern zur Portikus an der Südseite des Hauses. Sie gestatteten den Austritt auf die Terrasse und über die Steinstufen in den Park, so dass er auch als Gartensaal zu bezeichnen ist. Die Ausstattungsgegenstände des Saals sind größtenteils aus dem französischen Empire (um 1800). Die aus schwarz lackiertem und vergoldetem Holz gefertigte Sitzgruppe in der Mitte des Raums stand ursprünglich im Haus Georg Friedrich Baur an der Palmaille in Altona. Die Stühle mit Sphingenfiguren an den Armlehnen und gebogener Rückenlehne gehen auf einen Entwurf von Percier & Fontaine zurück, den bedeutenden Architekten und Innenausstattern des Empire in Paris.
Der Raum ist seinem ursprünglichen Zweck entsprechend mit Musikinstrumenten ausgestattet. Glanzstück ist der einmalige Erard Hammerflügel aus dem Jahre 1838, der von Prof. Andreas E. Beurmann hervorragend in bespielbarem Zustand erhalten wurde. Ein Notenständer mit beweglicher Ablage steht in der Nähe. Über einem Tafelklavier hängt eine Fotografie von Candida Höfer (geb. 1944), die den Blick aus dem Fenster auf die Elbe wiedergibt. An der anderen Wand befindet sich ein Porträt der Alice Boué geb. (Parish) (1766 – 1837) von Jean-Laurent Mosnier (1743 – 1808).
Im Westflügel der ersten Etage widmet sich eine Dauerpräsentation dem Leben und Wirken von Caspar Voght. Der Hamburger Kaufmann führte gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Georg Heinrich Sieveking (1751-1799) in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eines der größten Handelshäuser Hamburgs. Voght war eine Schlüsselfigur innerhalb der gesellschaftlichen Entwicklungen der Hansestadt um 1800. Durch sein Engagement für soziale, kulturelle und wissenschaftliche Projekte nahm er eine Vorreiterrolle ein, die bis heute in der Forschung zur Aufklärung und zur Geschichte der Hansestadt viel zu wenig gewürdigt wurde. Eines seiner bedeutenden reformerischen Projekte war es, in Flottbek bei Hamburg ein landwirtschaftliches Mustergut nach englischem Vorbild zu errichten. Von diesem Mustergut ist das Kernstück des englischen Landschaftsgartens bis heute erhalten, nun bekannt unter dem Namen „Jenisch Park“, nach dem Hamburger Senator Martin Johan Jenisch (1793-1857), der die Ländereien 1828 von Voght kaufte. Jenisch errichtete dort 1831-1834 sein Sommerhaus, das Jenisch Haus.
Die Reform des hamburgischen Armen- und Gefängniswesens im Jahr 1788, welche ihm in ganz Europa Anerkennung brachte, zählt ebenfalls zu Voghts großen Leistungen, Ehrungen erfuhr Voght u.a. vom preußischen König und von Kaiser Franz II., der ihm den Titel eines Reichsfreiherrn verlieh. In Hamburg war er ein engagierter Förderer des Theaterwesens – was bis heute kaum bekannt ist – er begeisterte sich für Literatur und Kunst und setzte sich für das Bildungswesen ein.
Der direkt über dem Unteren Elbsalon liegende Saal war das Wohnzimmer von Martin Johan Jenisch d.J. (1793-1857). Es war ein gänzlich privater Raum und ursprünglich mit einem Toilettenzimmer im westlichen Raumteil ausgestattet. Heute befinden sich auf einer langen Tafel Teile eines Porzellan-Service der Königlich Preußischen Porzellanmanufaktur (KPM) von 1803, das Caspar Voght (1752-1839) vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) als Geschenk für seine Tätigkeiten im Armenreformwesen erhielt, präsentiert. Im Hintergrund hängt eine Panoramatapete, die 1820-25 von der Manufaktur Joseph Dufour in Paris als Handdruck mit hölzernen Modeln auf Papier hergestellt wurde. Die Motive der Tapete zeigen Szenen nach dem fiktiven Reiseroman “Die Reisen des Antenor nach Griechenland und Kleinasien” von Etienne-Francois Lantier (1798). An der Westwand befindet sich ein Gemälde von dem berühmten aus Altona stammenden Maler Heinrich Louis Theodor Gurlitt (1812-1897) “Teufelsbrück – Klein Flottbek” von 1850/60.
Auch dieses Zimmer war ursprünglich ein Privatzimmer der Jenischs. Es führt mit einem Fenster zu Südseite des Parks. Das Zimmer ist heute vollständig mit sogenannten Altonaer Möbeln ausgestattet. Sie zeichnen sich durch ihren auf den Rück- oder Unterseiten angebrachten Zollbefreiungsstempel aus Siegellack aus (Altonaer Fabrik Waren Stempel). Er bewirkte zwischen 1766 und 1839 unter den dänischen Königen Christian VII. und Friedrich VI. den zollfreien Export in die Herzogtümer Holstein und Schleswig sowie nach Dänemark.
Der ursprünglich als Fremdenzimmer der Jenischs dienende Raum weist mit zwei Fenstern nach Norden und Osten. Es ist heute in der Art eines spätbiedermeierlichen Salons mit Möbeln seiner Zeit ausgestattet, die fast alle in Altona entstanden sind und aus Mahagonifurnier, einem für die Küstenregion typischen Material, gefertigt wurden.