Das Altonaer Museum befasst sich mit der Kunst- und Kulturgeschichte des norddeutschen Raumes. Zeugnisse davon sind unter anderem die Bauernstuben oder die Vierländer Kate, die in der aktuellen Sammlung zu sehen sind. Teil der Sammlung sind auch Fayence-Öfen aus dem Norden Deutschlands, etwa aus Schleswig und einer Lübecker Faycencemanufaktur. Besondere Merkmale von Fayence-Öfen sind die feinen Malereien und der figürliche Aufsatz.
Dimitrij Schäfer, studentischer Praktikant im Altonaer Museum (2022/23), hat sich mit den Fayence-Öfen genauer auseinandergesetzt und ist den Fragen nachgegangen, warum die beiden Öfen aktuell nicht mehr zu sehen sind, warum der Beruf der Restaurator*in in diesem Zusammenhang so wichtig ist und welchen Feinsinn man dafür haben muss:
Aufgrund der Umbaumaßnahmen im Altonaer Museum werden die zwei Faycence-Öfen aus dem Ausstellungsbereich der Handwerkskunst im zweiten Obergeschoss abgebaut. Sie waren Teil der Dauerausstellung. Der Abbau bot die perfekte Möglichkeit, sich näher mit den Öfen und den Verfahren, welche unsere Restaurator*innen verwenden, um die Öfen lebhaft erscheinen zu lassen, auseinanderzusetzen.
Der alte Sisal-Teppich in der Abteilung für Kunsthandwerk stellte mit seinen Schlingen eine Verletzungsgefahr dar. In Kombination mit einer Neukonzeption der Dauerausstellung wurde der Abbau der zwei Fayence-Öfen beschlossen.
Gerade in diesem Winter (2022/23) sind die Heizkosten gestiegen, was das Heizen in seinen verschiedensten Formen thematisiert und sich viele deshalb auf alte Heizmethoden besinnen. Heutzutage sind die Öfen eher funktional gestaltet, früher wurden in vermögenden Haushalten prächtige Fayence-Öfen in das Wohnzimmer gestellt, welche heute den Rang eines Kunstobjektes haben.
Was ist Fayence?
Das elegant klingende Wort „Fayence“ beschreibt die Glasur- und Maltechnik, welche bei der Herstellung der beiden Öfen verwendet wurden. So wird klar, diese Öfen waren mehr als nur Heizkörper für wohlhabenden Leute in der guten Stube, sondern auch ein wichtiges Element der Raumdekoration.
Faycence stammt vom Wort Faenza ab, dabei handelt es sich um eine Stadt in Italien. Die französisch abgeleitete Form ist Fayence und ist die Bezeichnung für eine bestimmte kunsthandwerklich hergestellte Keramik, der ein bestimmter Arbeitsprozess zugrunde gelegt wird.
Schon 1904 wurde der Lübecker Ofen, welcher auf 1760 datiert ist, durch das Altonaer Museum für 300 Reichsmark angekauft. Seitdem stand er im Altonaer Museum zur Schau. 1991/92 brachen die Keramikplatten immer mehr und der Glanz der Lackierung verschwand. Dieser Ofen wurde restauriert und in der Abteilung Kunsthandwerk neu aufgesetzt. Während dieses Objekt über die Zeit ganz geblieben ist, ging in den Zeiten der Kriegswirren der originale gusseiserne Feuerungskasten des Schleswiger Ofens verloren, wurde jedoch durch einen Holzkasten ersetzt.
Wie weit darf die Arbeit von Restaurator*innen gehen?
Wo beginnt die Arbeit von Restaurator*innen, wo hört die Arbeit von ihnen auf? Gibt es womöglich ein “zu viel” bei dieser Tätigkeit? Restaurierung ist ein spannendes Themenfeld im Museum, unsere Restauratorin Britta Kröger gibt Einblicke in den Umgang mit den Öfen im Altonaer Museum.
Fest steht: Materialien und deren Zusammensetzung verändern sich nach so langer Zeit. Auch die restauratorischen Mittel und Methoden wandeln sich. So wurde beispielsweise bei der Restaurierung des Ofens 1991/92 für die Retusche Alkydharzlack verwendet. Diese chemische Zusammensetzung aus Alkohol und Säure existiert erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts und ist somit besser als die ursprüngliche Mischung, jedoch sieht der Alterungsprozess dementsprechend anders aus. Ob dies ein Problem für zukünftige Arbeiten aufgrund der ungleichen Alterung darstellt, beantwortet die für den Abbau zuständige Restauratorin Britta Kröger: „Ziel ist die Vermittlung der optischen Erscheinung des Ofens – aber auch, dass die nicht originalen Teile ablesbar als solche bleiben.“
Die Stabilität der Objekte steht an erster Stelle und so werden Trägerelemente wie die zwei Füße des Schleswiger Ofens sehr einfach gehalten und sollen auf keinen Fall die verlorenen Originalteile mit ihrer Ornamentik ersetzen. Somit gilt es auch als strebsam, Materialien zu verwenden, welche der chemischen Zusammensetzung von Originalmaterialen gleichen. Hier gilt eine Herangehensweise in kleinen Stufen. So wird beispielsweise bei der Klebung mit einem leicht löslichen und nicht aggressiven Kleber in kleiner Menge angefangen. Reicht dieser nicht aus, wird zu härterem und womöglich modernerem Klebemittel gegriffen.
Trotz der vorsichtigen Herangehensweise gehen die Umbauarbeiten nicht spurenlos an den Öfen vorbei. Restauratorin Britta Kröger dokumentiert den Abbau mit Fotografien und vermerkt alle Unstimmigkeiten. Dies schützt die Öfen vor Reizung und Materialverschleiß jedoch nicht, da ein Ofen aus dem 18. Jahrhundert nicht wie ein Legobaukasten konzipiert ist.
Nach dem Abbau im Februar 2023 werden die zwei Öfen in Einzelteilen im Depot verwahrt. Für eine neue Ausstellung sind sie noch nicht bestimmt. Der ganze Abbauprozess und die Sicherung der Objekte verdeutlicht, dass eine scheinbar einfache Bodenrenovierung in einem Museum viel arbeitsintensiver ist als an anderen Orten.