Es ist noch gar nicht so lange her, da hatten Kinder vor allem zu gehorchen. Sie galten quasi als Besitz der Eltern. Und die konnten über ihren Besitz entscheiden, wie sie wollten. Vor knapp hundert Jahren formulierte der polnische Pädagoge Janusz Korczak, dass Kinder eigene Rechte haben. Dann brauchte es noch einmal rund siebzig Jahre, bis 1989 die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen beschlossen wurde. 196 Staaten weltweit – einschließlich Deutschland – haben ihr zugestimmt. Kinderrechte sind Menschenrechte.
Die Kinderrechtskonvention schreibt die Rechte von Kindern auf Schutz, Förderung und Beteiligung fest. Seit es sie gibt, müssen Erwachsene Kinder und ihre rechtlichen Ansprüche respektieren. Und dafür sorgen, dass diesen Rechten auch tatsächlich entsprochen wird. Aktuell wird über Kinderrechte gesprochen im Zusammenhang mit der Umsetzung der Kinderrechts-Strategie des Europarats (der „Sofia-Strategie“) und der Initiative für die Aufnahme der Kinderrechte ins deutsche Grundgesetz.
Anhand von neun Modulen werden ausgewählte Kinderrechte symbolisch dargestellt, Mithilfe eines Forscherheftes können die kleinen Besucher Fragen zu den einzelnen Stationen beantworten.
Eine interaktive Ausstellung aus dem MACHmit! Museum für Kinder Berlin
Gefördert im Programm 360°
Die 9 Module der Ausstellung
Der Kreislauf des Lebens
Ayca: „Ich wurde in 40 Körnern Reis gebadet.”
Aycas Vater kommt aus der Türkei. In seiner Familie werden alle Babys auf diese Art im Leben willkommengeheißen. Wurdest du auch mit einem Ritual in deiner Familie begrüßt?
Artikel 14, UN-KRK:
Alle Kinder haben das Recht, zu glauben und zu denken, was sie möchten und richtig finden.
Der eigene Name
Jonathan: „Meine Eltern lieben die Geschichte von der Möwe Jonathan.”
Als Jonathan auf die Welt kam und seine Eltern ihn das erste Mal sahen, war ihnen sofort klar, dass dieser Name zu ihm passt. Wie bist du zu deinem Namen gekommen?
Artikel 8 und Artikel 7, UN-KRK:
Alle Kinder haben ein Recht auf Unverwechselbarkeit und einen eigenen Namen.
Das Wachsen
Rolly: „Am Tag meiner Geburt hat mir mein Vater eine Blume mit ins Krankenhaus gebracht.”
Ähnlich wie Pflanzen, brauchen Kinder zum Großwerden viel Liebe und Pflege. Woran merkst du, dass du von deinen Eltern gut umsorgt wirst?
Artikel 19, UN-KRK:
Alle Kinder haben das Recht auf ein Leben ohne Gewalt.
Die Entstehung des Lebens
Linus: „Als ich bei meiner Mutter im Bauch war, hat sie am liebsten Lakritze, Fisch, Ei und saure Gurken gegessen.”
Die werdende Mutter ernährt das in ihr wachsende Baby mit. Oft entwickeln schwangere Frauen dabei ungewöhnliche Essensgelüste. Weißt du, auf was deine Mutter Heißhunger während der Schwangerschaft hatte?
Artikel 24 UN-KRK:
Alle Kinder haben das Recht auf angemessene Gesundheitsvorsorge. Das ungeborene
Kind im Bauch der Mutter natürlich auch.
Die Nachbarn
Akhlima: „Diese süßen Schuhe haben mir unsere Nachbarn geschenkt.”
Zur Feier ihrer Geburt haben Akhlima und ihren Eltern von anderen Hausbewohnern viele Babysachen geschenkt bekommen.
Wie haben die Erwachsenen und Kinder in deiner Umgebung gezeigt, dass sie sich über deine
Geburt freuen?
Artikel 3, UN-KRK:
Alle Menschen haben die Aufgabe, sich um das Wohl der Kinder zu kümmern.
Die Familie
Marie: „So sieht mein erstes Foto aus.”
Maries Eltern sind neugierig und sehr glücklich über ihr zweites Kind. Die Familie wächst und verändert sich. Wer gehört für dich zu deiner Familie unbedingt dazu?
Artikel 8 und Artikel 27, UN-KRK:
Alle Kinder haben das Recht auf ein liebevolles Zuhause.
Das Wunder der Geburt
Arno: „Ich habe als Baby in einer kleinen, gemütlichen Kiste geschlafen.”
In Finnland werden viele finnische Neugeborene in einen Willkommens-Karton gebettet.
Wo hast du an deinen ersten Tagen auf der Welt geschlafen?
Artikel 6 und Artikel 23, UN-KRK:
Alle Kinder haben das Recht, sich bestmöglich zu entwickeln und bekommen die Hilfe, die sie brauchen.
Die Apotheke Semmelweis
Lilli: „Ich wurde als Baby mit Öl massiert.”
Es ist wichtig zu wissen, was Babys gut tut. Nicht nur das Öl schützt die Haut. Auch die Berührung durch das Massieren und Streicheln stärkt die Abwehrkräfte. Was weißt du über die Pflege von Babys?
Artikel 28, UN-KRK:
Alle Kinder haben das Recht. zu lernen und Bescheid zu wissen.
Der Geburtstag
Henri: „An meinem Geburtstag esse ich immer Eis. Das muss einfach so sein.”
Vielleicht kommt Henris Liebe zu Eis daher, dass es am Tag seiner Geburt eiskalt war. Was tust du am liebsten an deinem Geburtstag?
Artikel 12, UN-KRK:
Alle Kinder haben das Recht auf eine eigene Meinung und darauf, dass diese angehört
und berücksichtig wird.
Kinderrechte in der digitalen Welt
Im Jahr der Kinderrechtskonvention, 1989, wurde übrigens auch das Internet erfunden. Zugang hatten damals allerdings nur wenige Erwachsene. Heute ist weltweit ein Drittel der Internetnutzer jünger als 18 Jahre und damit ein Kind im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention. Es ist also dringend an der Zeit, die digitale Lebenswelt des heutigen Nachwuchses einzubeziehen. Denn in dieser Welt werden fundamentale (Kinder-)Rechte schnell mal umgangen, weil dort – vermeintlich – andere Standards gelten.
SCOUT – Das Magazin für Medienerziehung widmet sich in einer Ausgabe mit diesem Thema und bietet lEltern, Lehrkräften und Pädagogen fundierte Hintergrundinformationen. Das Heft können Sie hier downloaden.