Hamburg bekommt ein neues Museum: Mit dem Deutschen Hafenmuseum entwickelt und plant die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) eines der aktuell größten Museumsneugründungen in Europa. Das Deutsche Hafenmuseum wird vom Hamburger Hafen aus den Blick in die Welt richten. Handel, Lieferketten, globale Arbeitsteilung, moderne Häfen, Container-Terminals und Schifffahrt sind eng miteinander verknüpft. 90 Prozent des Welthandels findet auf dem Seeweg statt und die Häfen dieser Welt sind die Dreh- und Angelpunkte des globalen Handels. In diesem Kontext bewegt sich das Deutsche Hafenmuseum als ein „Museum der Globalisierung“. Es macht den Austausch von Waren und Dienstleistungen am Knotenpunkt Hafen begreif- und erlebbar und zeigt die Bedeutung des internationalen maritimen Handels für die Lebenswelt der Menschen. Das neue Museum wird an zwei Standorten zu Hause sein. Ein erster Standort ist im Hansahafen an den so genannten 50er Schuppen – ein authentischer Ort mit historischem Charme. Der zweite Standort des Deutschen Hafenmuseums wird im neuen Stadtteil Grasbrook errichtet werden, wo auch die historische Viermastbark PEKING ihren endgültigen Liegeplatz bekommen wird.
Im Zentrum des Vermittlungsauftrags für die ständige Ausstellung steht die Aufgabe, die deutschen See- und Binnenhäfen in ihrer historisch gewachsenen und durch die Zeit veränderten Rolle als Knotenpunkte der Globalisierung zu erschließen und für Besucherinnen und Besucher anschaulich erfahrbar zu machen. Hafengeschichte ist Wissens- und Emotionsgeschichte. Durch Vernetzung der deutschen Häfen mit der Welt in Vergangenheit und Gegenwart gehören die Einbindung globalgeschichtlicher Perspektiven und Phänomene aus der Geschichte wie auch von Erkenntnissen aus der interdisziplinären, internationalen Globalisierungs- und Innovationsforschung zu den entscheidenden Elementen sowohl der wissenschaftlichen Arbeit als auch der Vermittlungsangebote des Deutschen Hafenmuseums. Der inhaltliche Rahmen umfasst hier Themen wie nationale und internationale Vernetzungen, Geschichte der deutschen See- und Binnenhäfen, Güterumschlag und Transportketten, Arbeitsbedingungen, der „Mythos Hafen“, der Hafen als Ort sozialer und kultureller Prozesse, Kolonialismus, Migration, Infrastrukturen und maritime Technik, Schiffsbau und –instandhaltung, Wissenschaft, Tourismus, Umwelt, Nachhaltigkeit und die Zukunft der Häfen.
Der geplante Museumsbau am Grasbook stellt einen hohen Anspruch an die architektonische Gestaltung des Deutschen Hafenmuseums. Es gilt, ein einladendes, transparentes, modernes, in seiner architektonischen Gestalt signifikantes und der nationalen Bedeutung angemessenes Bauwerk in prominenter Lage nachhaltig und innerhalb des Kostenrahmens zu realisieren. Das denkmalgeschützte Schuppengebäude 50A am Bremer Kai repräsentiert weiterhin eine bedeutende Ära des maritimen Güterumschlags in Deutschland. Hier werden Besuchererlebnisse und -erfahrungen an einem authentischen Ort die Vermittlungsangebote des Standorts am Grasbrook komplementieren. Hierzu gehören spannende „Hands on“-Angebote, ein immersives „Schaudepot“ mit Führungen und Vorführangeboten durch ehrenamtlich Mitarbeitende, ein Historischer Hafenumschlag „live“ aber auch die inzwischen etablierte „Hafenmanufaktur”.
Leitobjekt des Deutschen Hafenmuseums ist und bleibt die Viermastbark PEKING. Die PEKING als bedeutendes überliefertes historisches Objekt ist ein herausragender Teil des maritimen Erben der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Einbindung in den Kontext des Deutschen Hafenmuseums ist gleichzeitig historisches Zeugnis der Geschichte des deutschen Überseehandels und authentischer Vermittlungsort für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt.
Die PEKING gehört zu den letzten großen Frachtseglern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund ihrer Geschwindigkeit, Sicherheit und Präzision noch gegen Dampf und Maschinenschiffe antreten konnte. Das Segelfrachtschiff, 1911 bei Blohm & Voss für die Hamburger Reederei Laeisz gebaut, mit stählernem Rumpf, vier Masten und von einer technischen Eleganz, die alle Flying P-Liner gekennzeichnet hat, soll mit seiner Geschichte und seiner Bedeutung im globalen Netzwerk zu Anfang des 20. Jahrhunderts, dazu beitragen, dass wir unsere komplexe Welt heute besser verstehen. Als Museumsschiff soll die PEKING ein „lebendes Schiff“ werden, in dem das maritime Handwerk und das Wissen um dieses immaterielle Kulturerbe bewahrt und die Kenntnisse darüber an zukünftige Generationen weitergeben werden.
Der Neubau des Deutschen Hafenmuseums sowie die Restaurierung und Ertüchtigung des Liegeplatzes und die Sanierung der Viermastbark PEKING werden von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages mit insgesamt bis zu 185,5 Millionen Euro und der Neubau von der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg mit weiteren bis zu 98 Millionen Euro gefördert.