Von Katrin Schmersahl, 2017
RÖMISCHER GARTEN
(BLANKENESE) 7.000 qm
Der römische Garten ist ein in Hamburg einzigartiger formaler Architekturgarten mit vielen Zitaten der italienischen und deutschen Gartenkunst und damit ein herausragendes Beispiel Hamburger Gartenreformbewegung.
Seine Anfänge liegen im 19. Jahrhundert: der Hamburger Kaufmann Anton Julius Richter ließ in den 1880er-Jahren unterhalb des Kösterbergs eine breite Terrasse aufschütten und bepflanzte sie in Erinnerung an seine Italienaufenthalte mit immergrünen Solitärbäumen in Zypressenform und einer „Girlandenhecke“, einer kunstvoll gestutzten Thujahecke.
Aber erst durch die Familie Warburg und die 1913 eingestellte Obergärtnerin Elsa Hoffa – sie hatte als eine der ersten Frauen an der traditionsreichen königlichen Gärtnerlehranstalt zu Berlin-Dahlem hospitiert – erhielt der Garten seine heutige Form. Sie war es, die den südlichen Teil des Warburg-Grundstücks in einen modernen Architekturgarten verwandelte. Die schon bestehende Römische Terrasse bereicherte sie durch Staudenbeete, eine Wandnische mit Bank und ein Seerosenbecken. Darüber hinaus schuf sie mit dem (so nicht mehr existierenden) Rosengarten und dem (wieder bespielten) Naturtheater weitere „Gartenzimmer“ – Wohnräume unter freiem Himmel. 1951 erhielt die Stadt Hamburg den Garten von der Familie Warburg als Geschenk, der mit seinem italienischen Flair und den Ausblicken auf die Elbe bis heute verzaubert.
JENISCHPARK UND WESTERNPARK
(OTHMARSCHEN) 42.000 qm / 16.000 qm
Entlang der Elbchaussee entstanden ab den 1770er-Jahren eine Reihe von Parkanlagen im damals modernen Stil des englischen Landschaftsgartens, das heißt sie sollten „natürlich“ wirken: Geschwungene Wege führten durch eine möglichst hügelige Landschaft und erschlossen dem Spaziergänger immer neue Landschaftsbilder, die der Gärtner mithilfe vorwiegend einheimischer Baumsorten komponierte. Eine der ersten Parkanlagen im Stil des Englischen Landschaftsgartens war die Flottbecker Farm. Sie wurde von dem Hamburger Kaufmann Caspar Voght als sogenannte „Ornamented Farm“ gegründet, das heißt in einen ästhetisch gefälligen Landschaftsgarten wurde ein moderner Landwirtschaftsbetrieb integriert.
Voght gehört zu den führenden Persönlichkeiten der Hamburger Aufklärung. An sein soziales Engagement erinnern noch heute die sogenannten Instenhäuser, die Voght für seine – sozial gut abgesicherten – Landarbeiter bauen ließ. Voght unterteilte seinen Besitz in den sogenannten Norder-, Oster-, Wester-, und Süderpark. Letzterer wurde 1927 als Jenischpark der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Westerpark konnte nach dem Wegzug der Baumschule von Ehren von der Stadt gepachtet und ab 1996 in seiner alten Topographie wiederhergestellt werden. Der Norderpark wird seit 1979 als Neuer Botanischer Garten genutzt, und auf der Fläche des Osterparks entstand 1906 der erste Hamburger Golfplatz.
STADTPARK
(WINTERHUDE) 148.000 qm
Um 1900 schlug Alfred Lichtwark, der damalige Direktor der Kunsthalle, angesichts von Bevölkerungswachstum und fortschreitender Industrialisierung Alarm: „Der Hamburger fragt sich, ob seine Vaterstadt, wenn nicht ein großer Stadtpark geschaffen wird, auf die Dauer bewohnbar bleibt.“ Blieb die Frage, wie ein solcher Stadtpark aussehen sollte, und da schieden sich die Geister: Während die einen für einen naturnah gestalteten Park votierten, machten sich andere, unter ihnen auch Lichtwark, für einen architektonisch gestalteten Park stark. Gartenkunst sei Raumkunst, so lautete sein Credo. Auch Fritz Schumacher hatte sich einen Park zum „angenehmen Bewohnen“ gewünscht. 1910 war es soweit: Dem Senat wurde ein gemeinsamer Entwurf von Fritz Sperber und Fritz Schumacher vorgelegt, der eine landschaftlich-malerische und gleichzeitig geometrisch gegliederte Gestaltung für den Parkvorschlug. 1920 war der Park fertig gestellt und bot Raum für vielfältige Bedürfnisse, für Spiele, Sport und Bewegung, aber auch für Ruhe, Kunst und Naturgenuss. Das Ziel, ein Grün für alle Teile der Bevölkerung zu schaffen, verfolgte auch Otto Linne, Hamburgs Erster Gartendirektor, unter dessen Leitung der Stadtpark in wesentlichen Teilen ausgestaltet wurde.
DAS ALSTERVORLAND
(HARVESTEHUDE) 4.800 qm
Hamburger und Touristen lieben gleichermaßen die Uferpromenade an der Außenalster zwischen Kennedybrücke und Krugkoppelbrücke. Auf dem ehemaligen Weidegelände des Frauenklosters Herwardeshude entstanden seit dem späten 17. Jahrhundert erste Gärten, sie waren allerdings in privater Hand. Den Landhäusern für die Sommerfrische folgten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ganzjährig bewohnte herrschaftliche Villen, deren – oftmals aufwendig gestaltete – Gärten bis ans Wasser reichten. Zwar gab es bereits nach der Aufhebung der Torsperre Pläne, auch das Westufer der Außenalster in eine öffentliche Parkanlage umzuwandeln.
Doch erst 1953 gelang es dem aus dem Exil zurückgekehrten Hamburger Bürgermeister Max Brauer, das Gelände zu verstaatlichen. Im Rahmen der Internationalen Gartenbauausstellung wurde das von dem Hamburger Gartenarchitekten Gustav Lüttke naturnah gestaltete Alstervorland der Öffentlichkeit übergeben. Gleichzeitig wurde in dem Park eine Skulpturensammlung unter freiem Himmel eröffnet, die ebenfalls einen Neubeginn markierte: Ausgestellt wurden deutsche und internationale Werke der Moderne, die wenige Jahre zuvor noch als „entartete Kunst“ diffamiert worden waren. Die Skulpturen von damals sind heute über die Museen der Welt verstreut, Skulpturen gehören aber nach wie vor zum Park, ebenso wie die bequemen Holzstühle zum Ruhen und Genießen.
PLANTEN UN BLOMEN
(NEUSTADT) 50.000 qm
Die Geschichte des öffentlichen Grüns in Hamburg beginnt mit der Umwidmung der historischen Wallanlagen: Aus ehemaligen Befestigungs- wurden Grünanlagen, die von allen Stadtvierteln aus schnell zu erreichen waren. Schon um 1700 luden Ulmen- und Lindenalleen auf den Wällen zu Spaziergängen und Ausritten ein. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließ der Senat die Wälle jedoch abtragen und durch den Bremer Gärtner Isaak Altmann zu einem Landschaftsgarten mit sanften Hügeln, Bäumen, Weihern, duftenden Sträuchern, Rosen und Feldern von Mohn umwandeln.
Zwischen dem Wallgraben und den Dammtorfriedhöfen entstand ab 1821 der Botanische Garten. Noch heute steht am Eingang Dammtor eine Platane, die der erste Direktor Lehmann 1821 gepflanzt hat, auch sind noch Reste des alten Stadtgrabens vorhanden. Neu ist im alten Botanischen Garten ein 1988 von dem Gartenarchitekten Yoshikuni Araki gestalteter japanischer Landschaftsgarten. Die Tiergartenstraße wiederum erinnert an den im Norden angrenzenden, 1861 gegründeten Zoologischen Garten. Gegen die Konkurrenz von Hagenbeck in Stelligen aber konnte sich der Tierpark trotz seines berühmten Direktors Alfred Brehm, Verfasser von „Brehms Tierleben“, nicht durchsetzen. 1935 eröffnete auf dem Gelände des Zoos die niederdeutsche Gartenschau „Planten un Blomen“, plattdeutsch für Pfl anzen und Blumen. Heute beeindruckt hier vor allem der 1993 angelegte Rosengarten.
Die Wallanlagen insgesamt sind geprägt durch zahlreiche Gartenschauen. Der ersten Internationalen Gartenbauausstellung von 1869 auf dem Gelände des alten Elbparks folgten weitere im östlichen Wallabschnitt, die IGA 1897 zwischen Sievekingplatz und Millerntor, die IGA 1953 (erhalten sind u.a. der Musikpavllion und das Restaurant Rosenhof), die IGA 1963 (aus dieser Zeit stammen die Mittelmeerterrassen und die großen Schaugewächshäuser) und die IGA 1973 (danach hieß der Park im Volksmund vorübergehend „Platten und Beton“, aber auch die Wasserlichtorgel wurde installiert).
Bereits im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts waren Teile der Gärten in den ehemaligen Wallanlagen durch den Bau von Bahnanlagen, öffentlichen Gebäuden (u.a. 1869 die Kunsthalle und 1922 das Museum für Hamburgische Geschichte) und Straßen verloren gegangen. Heute ist Planten und Blomen der Oberbegriff für den Grüngürtel zwischen Millerntor, Dammtor und Fernsehturm. Er umfasst das eigentliche Planten un Blomen, den alten Botanischen Garten sowie die kleinen und großen Wallanlagen.
HIRSCHPARK
(NIENSTEDTEN) ca. 25.000 qm
Zwar konnte Johan Cesar IV Godeffroy als erfolgreicher Hamburger Kaufmann bereits 1786 ein größeres Landgut bei Blankenese erwerben und es zu einem englischen Landschaftsgarten umformen lassen. Als Hugenotten blieben die Godeffroys jedoch Außenseiter in der Republik der Kaufleute, da politische Rechte den Lutheranern in Hamburg vorbehalten waren. Die Geschäfte aber liefen gut, und so beauftragte Johan Cesar IV den dänisch-königlichen Landbaumeister Christian Frederik Hansen mit dem Bau eines herrschaftlichen Hauses für die Sommeraufenthalte der Familie. Heute ist hier die Lola-Rogge-Schule untergebracht. Das sogenannte Witthüs gehörte ehemals zu einem der Bauernhöfe auf dem Hirschpark-Anwesen und wurde unter den Godeffroys zum Gästehaus. Heute ist es Teestube und Restaurant, vor dem sich ein Bauerngarten erstreckt.
Die Bäume der zweireihigen Lindenallee sind bereits auf einer Karte von 1789 eingezeichnet, d.h. die Bäume sind wohl an die 300 Jahre alt, wie auch der Bergahorn im Osten der Lindenallee, einer der schönsten Bäume Hamburgs. Erst unter Johan Cesar VI Godeffroy, dem Enkel des Gründers, erhielt der Park sein heutiges Aussehen. 1845 übernahm Johan Cesar VI die väterliche Firma, wandelte sie in eine Kaufmannsreederei um und stieg in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zum ungekrönten „König der Südsee“ auf. Als begeisterter Jäger ließ er um 1850/60 das namengebende Wildgehege anlegen. Wo heute nur noch 19 Damhirsche die Besucher erfreuen, hielt Godeffroy rund 50 Damhirsche, nicht zuletzt um einen angemessenen Rahmen für seine damals berühmten sommerlichen Jagddiners zu schaffen. Damit stellte Godeffroy sich symbolisch in eine Linie mit Fürsten und Königen, galt doch die Jagd traditionell als herrschaftliches Vorrecht der Landesherren. Und Godeffroy ließ weit über 1.000 Rhododendren – damals der letzte Schrei – anpflanzen. Bis heute ist der Hirschpark für seine Rhododendrenblüte im Frühsommer berühmt.