Der Hamburger Werbegrafiker und Illustrator Fred Hendriok machte zunächst eine Ausbildung zum Kunstmaler. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er eingezogen und arbeitete auch als Illustrator und Redakteur für eine Armeezeitung an der Ostfront. Aus dieser Zeit stammen die Feldpostkarten an Toni Hutzfeld, die er 1918 heiratete. Auf ihren Wunsch hin illustrierte er zahlreiche Karten für ihre persönliche Sammlung. Diese kam in drei Alben 2006 als Schenkung ins Altonaer Museum.
Text: Verena Fink

Feldpostkarten gibt es bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts, sie dienten den Soldaten zur Kommunikation mit der Heimat. Ihre Beförderung war kostenlos. Je länger ein Krieg andauerte, desto wichtiger wurde dieser Kontakt zu Angehörigen und Freund*innen. Im Gegensatz zu reinen Textnachrichten gestaltete Hendriok seine Karten künstlerisch und versah sie mit Illustrationen, die oft auf humoristische Weise seinen Gemütszustand widerspiegelten. Hendriok arbeitete zwischen den beiden Weltkriegen sehr erfolgreich als freier Grafiker und Illustrator. Er entwarf Werbelogos und Produktverpackungen für namhafte Firmen.
Schrift und Bild als Gesamtkunstwerk
»Das Geschriebene wie das Gezeichnete oder Gemalte entspringen in der Karte der gleichen Wurzel, der künstlerischen Handschrift, die in ihren Anfängen keinen Unterschied zwischen Schrift und Bild kannte«, so Gerhard Wietek 1977. Bei Künstler*innenpostkarten sind Bild- und Textkomponente eine Einheit. Bis 1905 war vom Postministerium ohnehin vorgegeben, nur die Bildseite der Karte mit einer Botschaft zu versehen; die Rückseite war der Adresse und der Briefmarke vorbehalten. George Grosz und Fred Hendriok setzten später die Verbindung von Text und Bild gezielt als Stilmittel ein. Hendriok gestalte vor allem während des Ersten Weltkrieges Karten. Seine Werke repräsentieren die große Sammlung an Feldpostkarten im Altonaer Museum.
Neben den Künstler*innenpostkarten besitzt das Museum noch eine große Anzahl an Künstler*innenbriefen, die mit eben diesem Wechsel von Bild und Schrift arbeiten. Zudem sind sie eine wichtige Quelle, um mehr über das Leben und Arbeiten der jeweiligen Absender*innen und Adressat*innen zu erfahren, die auf einigen der Postkarten sogar selbst dargestellt sind.
Biografie

Fred Hendriok
Fred Hendriok machte eine Ausbildung zum Kunstmaler. Während des Ersten Weltkrieges wurde er eingezogen und für die Feldpresse eingesetzt. Nach dem Krieg ging er der Tätigkeit des Grafikers nach und war Mitglied in verschiedenen Künstlergruppen (unter anderem in der Hamburgischen Sezession). 1918 heiratete er Toni Hutzfeld. Fred Hendriok wurde als Werbegrafiker erfolgreich und zahlreiche Firmen wie Beiersdorf AG, Camel-Zigaretten und HEW ließen sich ihre Werbelogos oder Produktverpackungen von ihm designen. Das Etikett für den Kühne-Senf ist bis heute nahezu unverändert geblieben.
Am 22. Februar 1942 verstarb Hendriok in Hamburg.

Das Postkartenarchiv des Altonaer Museums

Mit einem Bestand von ca. 1,5 Millionen Postkarten ist die Sammlung des Altonaer Museums eine der größten Deutschlands. Die Motive reichen von Stadt- und Landschaftsansichten aus Deutschland und dem Ausland bis hin zu kulturgeschichtlichen Sonderthemen wie Krieg (Feldpost), Schifffahrt, Verkehr, Kunst, Sport, Politik, Erotik, Werbung oder Glückwunschkarten. Der thematischen Ausrichtung des Altonaer Museums entsprechend, richtet sich die heutige Sammeltätigkeit jedoch schwerpunktmäßig auf Altona und Norddeutschland.
Einen besonderen Bestand bilden die mehr als 1970 Künstlerpostkarten, d.h. Postkarten mit Originalzeichnungen von Künstlern. Der größte Teil dieser Sammlung stammt aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts und umfasst zahlreiche Werke von Mitgliedern der Künstlergruppe „Die Brücke“.
Bereits 1962 wurde unter dem damaligem Direktor Gerhard Wietek die erste Sonderausstellung “Bemalte Postkarten und Briefe deutscher Künstler” zum Thema Künstlerpostkarten im Altonaer Museum organisiert. 1965 folgte die Ausstellung “Die Bildpostkarte in Deutschland, auch ein Spiegel der Kulturgeschichte”, der ein Aufruf nach Leihgaben im Hamburger Abendblatt voran ging. Auch Wieteks Nachfolger Gerhard Kaufmann nahm ab 1978 die Postkarte in Publikationen und Ausstellungen in den Blick. Inzwischen war die Postkartensammlung des Altonaer Museums um zahlreiche Schenkungen erweitert worden.
