
Wer kennt noch Fahrende, die in jahrhundertealter Familientradition, die Kunst des Zirkus betreiben? Die Lebensweise ist seltener geworden, zumal in Zeiten, in denen Grenzen und Mauern neue, tödliche Bedeutung zukommt – besonders für Menschen in Bewegung. Die Fotoausstellung zeigt Bilder von Claudia Reiche aus den 1980er Jahren von Artistenfamilien und Mitreisenden des ‚Circus Royal‘, der damals in und um Hamburg tourte und auch auf dem angrenzenden Heiligengeistfeld gastierte. Nachfahren sind bis heute in Zirkus und Schaustellerei unterwegs – auch diese Situationen sind mit der Fotokamera begleitet.
Eine Grundfrage, die sich literarisch in einem Manifest durch die gesamte Ausstellung zieht, ist, wie abweichende Lebensweisen wahrgenommen werden. Denn ‚Zirkus’ steht heute weniger für fliegende Menschen und den Traum von einem befreiten Leben. Stattdessen ‚fliegen Steine’ auf ‚Zirkus‘, der als Symbol eines unergründlich Anderen, gar eines gefürchteten oder gefeierten Bösen, populär geworden ist. Clownskostüme sind als Horrormasken beliebt, Politiker als inkompetente Clowns verhöhnt oder gewählt. Anders gesagt: ‚Zirkus‘ ist überall und Zirkus verschwindet mehr und mehr. Wo also ist die Manege?
Eröffnung
Donnerstag, 06. November um 18:00 Uhr
Mit Buchvorstellung: Claudia Reiche „O | CIRCUS, Artisten*, Bilder, Texte“ (deutsch, englisch). Buchgestaltung: Verena Gerlach, Verlag thealit, Bremen
Screening
Donnerstag, 13. November um 19:00 Uhr
CIRCUSFILM, BRD 1988 von Anna Pein / Claudia Reiche
Lesung und Gespräch
Donnerstag 27. November um 17:00 Uhr
FUNNYSORRYANGRYANONYMOUS. Clowns, Variante eines Manifests, 2017, von Claudia Reiche
6.-28. November, mittwochs, samstags, sonntags, von 16:00 -19:00 Uhr

Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.
Mona Janning / Fritz Rummel
Tel. 040 33 402 87 / 040 33402 45
janning@toepfer-stiftung.de / rummel@toepfer-stiftung.de
Die Millerntorwache ist eine Außenstelle des Museums für Hamburgische Geschichte in Regie der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S..
